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Abstimmung im Scheinparlament Sohn von Kambodschas Langzeitherrscher übernimmt die Macht

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Hun Manet ist Vier-Sterne-General und war bereits in der Vergangenheit mit wichtigen Aufgaben im Staatsapparat betraut worden.

Hun Manet ist Vier-Sterne-General und war bereits in der Vergangenheit mit wichtigen Aufgaben im Staatsapparat betraut worden.

(Foto: REUTERS)

Parteien verboten, Opposition ausgeschaltet, Kritik unterbunden: In Kambodscha hat Machthaber Hun Sen nach vier Jahrzehnten Herrschaft seinem Sohn den Weg an die Macht geebnet. Das Parlament, in dem lediglich fünf Abgeordnete nicht der Regierungspartei angehören, erklärte den 45-Jährigen zum neuen Regierungschef.

Das Parlament in Kambodscha hat den ältesten Sohn des langjährigen Herrschers Hun Sen zum neuen Regierungschef gewählt. Das Votum im Unterhaus für den 45-jährigen Hun Manet sei "einstimmig" erfolgt, erklärte das Parlamentspräsidium in der kambodschanischen Hauptstadt Phnom Penh. Hun Manet sprach von einem "historischen Tag für Kambodscha".

Die Vertrauensabstimmung galt als bloße Formalität: Im Unterhaus sitzen nur noch fünf Abgeordnete, die nicht Hun Sens Kambodschanischer Volkspartei (CPP) angehören. Hun Manet war bereits Ende Juli von seinem seit fast 40 Jahren mit harter Hand regierenden Vater Hun Sen faktisch als Nachfolger eingesetzt worden.

Die Machtübergabe war nach dem Vorbild Nordkoreas erfolgt. Im Juli hatte Hun Sen bei umstrittenen Wahlen praktisch ohne Opposition einen Sieg eingefahren. Schon vor den Wahlen hatte er jegliche ernstzunehmende Opposition ausschalten, Parteien verbieten und jede Kritik unterdrücken lassen. Wenige Tage später erklärte er, er werde als Premierminister zurücktreten und die Macht an seinen ältesten Sohn übergeben.

Keine Hinweise auf Kurswechsel

Der 45-jährige Vier-Sterne-General Hun Manet hatte bereits zuvor zunehmend wichtige Parteiaufgaben übernommen. Anfang August ernannte König Norodom Sihamoni Hun Manet auch offiziell zum Regierungschef. Hun Manet will in seiner Amtszeit nach eigenen Angaben die Wirtschaft in dem armen südostasiatischen Staat ankurbeln und der Anpassung des Lands an den Klimawandel Priorität einräumen.

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Über Hun Manets Regierungsstil ist wenig bekannt. "Seine öffentlichen Kommentare boten eine vage Mischung aus Management-Sprech und dem Versprechen, das Erbe seines Vaters aufrechtzuerhalten", sagte der Kambodscha-Experte und Autor Sebastian Strangio. Eine eindeutige Vision für das Land ließ sich demnach nicht erkennen. Trotz einer Ausbildung in Großbritannien und den USA deutet bisher wenig darauf hin, dass er das harte Regiment seines Vaters lockern könnte. Ab 2018 war er der Armeechef in Kambodscha.

Zu Hun Manets neuer Regierung gehören eine Reihe enger Verwandter sowie mehrere Kinder von Hun Sens engen Verbündeten in Spitzenpositionen. Hun Sen kündigte an, bis mindestens 2033 noch andere Positionen zu bekleiden.

Quelle: ntv.de, jwu/AFP

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