Politik

Wahlen in der Ukraine Timoschenko will es noch einmal wissen

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Am Sonntag sind Präsidentschaftswahlen in der Ukraine. Amtsinhaber Poroschenko muss sich wieder einmal Herausforderin Julia Timoschenko stellen. Doch in den Umfragen macht ihm ein einstiger Komiker die größte Konkurrenz.

Wolodimir Selenski, der ernstzunehmende Komiker

Wolodimir Selenski.

Wolodimir Selenski.

(Foto: picture alliance/dpa)

Noch bevor überhaupt gewählt ist, hat Wolodimir Selenski es zum ukrainischen Staatsoberhaupt geschafft: In der Fernsehserie "Diener des Volkes" spielt der 41-Jährige einen Lehrer, der unverhofft Präsident wird. Nun will der Schauspieler und Komiker das Amt auch im echten Leben übernehmen - und wird für etablierte Politiker zur ernsthaften Konkurrenz. In den Umfragen kristallisierte Selenski sich in den vergangenen Monaten mehr und mehr als Spitzenreiter heraus. Seine Unterstützer hoffen, dass er frischen Wind in die politische Landschaft der Ukraine bringen wird.

Gegner kritisieren seinen Mangel an Erfahrung, vor allem angesichts des Konflikts mit Russland, sowie ein wenig konturiertes politisches Programm. Zudem wird Selenski vorgeworfen, hinter ihm stehe der umstrittene Geschäftsmann Igor Kolomojski, ein Erzfeind von Präsident Petro Poroschenko. Selenski weist den Vorwurf zurück. Wahlkampfauftritte vermied der Schauspieler, er setzte stattdessen auf humoristische Auftritte seiner Komikertruppe sowie Videos in den sozialen Medien.

Julia Timoschenko, die unermüdliche "Gas-Prinzessin"

Julia Timoschenko.

Julia Timoschenko.

(Foto: dpa)

Die heute 58-jährige Julia Timoschenko ist seit fast 20 Jahren eine feste Größe in der ukrainischen Politik. Berühmt wurde sie 2004 im Zuge der orangenen Revolution, die erstmals prowestliche Politiker in der Ukraine an die Macht brachte. Ihre legendäre blonde Flechtfrisur hat sie inzwischen zwar abgelegt, ihr Gespür für öffentlichkeitswirksame Auftritte aber behalten.

2005 und erneut von 2007 bis 2010 war Timoschenko Ministerpräsidentin des Landes. Bei der Präsidentschaftswahl 2010 unterlag sie Viktor Janukowitsch, der vier Jahre später im Zuge der Maidan-Proteste gestürzt wurde. Immer wieder stand Timoschenko im Fokus juristischer Ermittlungen. 2011 wurde sie wegen Machtmissbrauchs im Zusammenhang mit Gaslieferverträgen mit Russland zu sieben Jahren Haft verurteilt. Der Westen kritisierte den Prozess als politisch motiviert.

Timoschenko saß drei Jahre ihrer Strafe ab, bevor sie 2014 freikam. Im selben Jahr kam sie bei der Präsidentschaftswahl auf den zweiten Platz, allerdings mit weitem Abstand hinter dem derzeitigen Staatschef Poroschenko. Timoschenkos Anhänger loben ihre Entschlossenheit und Erfahrung. Ihre Gegner werfen ihr populistische Parolen vor und verdächtigen sie, geheime Kontakte zum Kreml zu unterhalten. Wegen ihrer Tätigkeit an der Spitze eines Gasunternehmens in den 90er Jahren hat Timoschenko den Spitznamen "Gas-Prinzessin". Im Wahlkampf versprach sie, die Energiekosten der Ukrainer zu halbieren.

Petro Poroschenko, der reiche "Schokoladenkönig"

Petro Poroschenko.

Petro Poroschenko.

(Foto: dpa)

Der 53-jährige frühere Geschäftsmann Petro Poroschenko machte sein Vermögen in den Süßwarenindustrie und ist im eigenen Land daher als "Schokoladenkönig" bekannt. 2014 wurde er zum Präsidenten gewählt, nachdem sein Vorgänger Janukowitsch nach Russland geflohen war. Poroschenko versprach damals, die allgegenwärtige Korruption zu bekämpfen und den bewaffneten Konflikt in der Ostukraine rasch zu beenden. Fünf Jahre später schwelt der Ukraine-Konflikt allerdings immer noch, fast 13.000 Menschen starben dabei bislang. Auch von einem Ende der Korruption kann in der Ukraine keine Rede sein.

In der Politik ist Poroschenko seit 1998. 2010 gehörte er zu den Mitgründern der prorussischen Partei von Viktor Janukowitsch. Später wechselte er die Lager und nahm eine proeuropäische Haltung an. Während der orangenen Revolution war er zeitweise ein Verbündeter von Julia Timoschenko.

Übriges Bewerberfeld

Von den 36 übrigen Präsidentschaftsbewerbern werden niemandem große Chancen bei der Wahl zugeschrieben. Unter ihnen ist beispielsweise der auf die Stimmen der Bauern setzende Oleg Liaschko, der im Wahlkampf mit dem Umarmen von Kühen auf sich aufmerksam machte, oder der Nationalist Ruslan Koschulinski, der in der Ostukraine gegen die prorussischen Separatisten kämpfte.

Auch der Parlamentsabgeordnete Juri Timoschenko ist darunter - er musste im Wahlkampf immer wieder betonen, dass er ein echter Kandidat ist und kein Trick, um Stimmen der Anhänger der nicht mit ihm verwandten Julia Timoschenko abzuziehen.

Quelle: ntv.de, vpe/AFP

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