Politik

"Ist stark gesunken" Trump rechnet Zahl der Corona-Toten klein

Trump auf Wahlkampf in Midland, Texas.

Trump auf Wahlkampf in Midland, Texas.

(Foto: REUTERS)

Für US-Präsident Trump ist der Tagesrekord von fast 90.000 Neuinfektionen in 24 Stunden kein Rückenwind bei den Präsidentschaftswahlen am Dienstag. Doch er kontert auf seine Weise: Die vielen Fälle seien nur Ergebnis von vielen Tests. Das Wissenschaftsmagazin "Lancet" stellt ihm derweil ein Armutszeugnis aus.

US-Präsident Donald Trump hat die Bedeutung der in den USA auf eine Rekordhöhe gestiegenen Neuinfektionen mit dem Coronavirus heruntergespielt. "Mehr Tests entsprechen mehr Fällen", schrieb er auf Twitter. Krankenhäuser seien inzwischen viel besser vorbereitet und die Behandlungsmethoden funktionierten, schrieb er weiter.

Die Zahl der Tests ist jedoch deutlich langsamer angestiegen als jene der täglich gemeldeten Neuinfektionen. Gesundheitsexperten sind deshalb wegen des jüngsten Anstiegs der Fallzahlen sehr besorgt. Am Donnerstag erreichten die USA mit 88.521 bestätigten Infektionen einen neuen Tagesrekord, wie Daten der Universität John Hopkins (JHU) zeigten. Das waren fast 10.000 Infektionen mehr als noch am Vortag. Trump schrieb in seinem Tweet weiter, die Zahl der Todesfälle sei "stark gesunken", ohne dabei einen Vergleichszeitraum zu nennen.

Im April etwa waren in den USA teils mehr als 2000 Menschen pro Tag gestorben. Zuletzt hatte die Opferzahl bei rund 1000 Toten gelegen. Insgesamt wurden Johns Hopkins zufolge in den USA, einem Land mit rund 330 Millionen Einwohnern, seit Beginn der Pandemie knapp neun Millionen Coronavirus-Infektionen bestätigt. Etwa 229.000 Menschen starben bislang. Die Vereinigten Staaten sind das am härtesten vom Coronavirus betroffene Land der Erde.

US-Wahl: "Veränderungen zum Besseren einleiten"

Die weltweit angesehene medizinische Fachzeitschrift "The Lancet" bezeichnete die Corona-Politik von Trump als "katastrophal". Die Präsidentenwahl am 3. November sei "der richtige Moment, um Veränderungen zum Besseren einzuleiten", hieß es in einem Leitartikel. Damit wurde kaum verhohlen Trumps demokratischer Herausforderer Joe Biden unterstützt. Der Republikaner Trump bewirbt sich am Dienstag um eine zweite Amtszeit. Sein demokratischer Herausforderer Biden wirft ihm vor, bei der Eindämmung der Pandemie versagt zu haben und für den Tod Zehntausender Amerikaner verantwortlich zu sein.

Die USA hätten nicht angemessen auf die "größte Gesundheitskrise seit einem Jahrhundert" reagiert, schrieb "The Lancet". Unter anderem kritisierte der Leitartikel "das ausgefranste soziale Sicherheitsnetz" in den USA, die politische Einmischung in das öffentliche Gesundheitswesen sowie das erodierte Vertrauen in den öffentlichen Sektor. Diese und andere Faktoren hätten eine "katastrophale Reaktion der USA auf die Corona-Pandemie" zur Folge gehabt.

Die Trump-Administration habe die Schutzmaßnahmen für Arbeitnehmer und die Umwelt aufgehoben, führte der Leitartikel weiter aus. Das Land schotte sich von der Außenwelt ab, es wolle sich aus internationalen Abkommen und der Weltgesundheitsorganisation zurückziehen. In dem Artikel wurden die Wähler aufgefordert, dafür zu stimmen, "sich wieder der Weltgemeinschaft anzuschließen, um eine gerechtere und nachhaltigere Zukunft zu erreichen".

Quelle: ntv.de, mau/dpa/AFP

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen