Politik

Papierkrieg und "unified Reich" Trumps "menschlicher Drucker" verursacht PR-Panne

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Donald Trump hat im Gericht häufig ausgedruckte Nachrichten dabei.

Donald Trump hat im Gericht häufig ausgedruckte Nachrichten dabei.

(Foto: via REUTERS)

Auf sie aufmerksam wurde Trump, als er Fernsehen guckte - inzwischen ist Natalie Harp sein persönlicher Nachrichtenfilter. Kaum jemand ist ihm so nah. Die Assistentin druckt dem Ex-Präsidenten sogar auf dem Golfplatz liebsame Nachrichten aus.

Die üblichen Bewegtbilder von Donald Trump zeigten ihn in den vergangenen Wochen im Gang des Gerichtsgebäudes, wo der Schweigegeldprozess verhandelt wird. Mit dabei: Ein Stapel mit Ausdrucken, mit denen er während seiner Stellungnahmen vor und nach den Sitzungen herumwedelt. Während seine Anwälte versuchen, einen Schuldspruch zu verhindern, blättert Trump auf der Anklagebank in seinen Papieren herum. Ohne diesen nie versiegenden Strom an Nachrichten könnte Trump nicht tun, was er routinemäßig macht: Seine Gegner vor laufender Kamera oder in den sozialen Medien diffamieren, sich selbst loben und als unschuldiges Opfer darstellen.

Mit den Informationen versorgt wird der Ex-Präsident von Natalie Harp. Die 34-Jährige schleppt einen batteriebetriebenen Drucker plus Papier und Tintenkartuschen in einer Tasche herum, um Trump permanent Neuigkeiten zu überbringen. So muss der 77-Jährige nicht auf ein Smartphone starren. Harp beobachtet die Medien und sozialen Netzwerke. Ihr Spitzname in Trumps Wahlkampfteam? "Der menschliche Drucker". Darauf beschränkt sie sich aber nicht, sondern hilft auch bei der Verwaltung von Trumps sozialen Netzwerken.

Natalie Harp auf dem Weg in den Gerichtssaal.

Natalie Harp auf dem Weg in den Gerichtssaal.

(Foto: AP)

Dabei vergriff Harp sich möglicherweise Anfang der Woche: Die Assistentin soll es laut US-Medien gewesen sein, die ein umstrittenes Video über Trumps Konto bei seinem Twitter-Klon Truth Social verbreitete. Darin ist ein fiktiver Zeitungsartikel zu sehen, in dem von der Schaffung eines "unified Reich" die Rede ist, falls Trump die Präsidentschaftswahl im November gewinnt. Nach Kritik wegen einer möglichen Nazi-Referenz verschwand das Video wieder aus Trumps Veröffentlichungen.

Für Präsident Joe Biden war der Vorfall ein gefundenes Fressen. Sogleich veröffentliche das Wahlkampfteam der Demokraten ein Video, in dem Biden konsterniert fragt: "Das ist sein offizielles Konto? Das ist Hitlers Sprache, nicht die Amerikas. Er sorgt sich um die Macht. Ich sorge mich um Sie." Auf einer Spendenveranstaltung warnte Biden: "Es ist nicht das erste Mal, dass er so etwas macht."

Im Gericht oder im Golfauto

Es ist auch nicht der erste skurril klingende Job, den Trump in seinem Umfeld geschaffen hat. Als er im Weißen Haus saß, zerriss er regelmäßig wichtige Dokumente, statt sie wie vorgeschrieben zu archivieren. Manche versuchte er sogar, die Toilette herunterzuspülen. Also fischten Helfer sie heraus und setzten die Seiten so gut es ging wieder zusammen. Laut den Beschäftigten war es ein tägliches Puzzle.

Sie sei ideologisch auf seiner Linie sowie loyal - dies mag Trump laut Medienberichten an Harp. Im Jahr 2019 stehen die beiden erstmals gemeinsam auf einer Bühne.

Sie sei ideologisch auf seiner Linie sowie loyal - dies mag Trump laut Medienberichten an Harp. Im Jahr 2019 stehen die beiden erstmals gemeinsam auf einer Bühne.

(Foto: AP)

Harp hat als Teil von Trumps permanenten Gefolge tiefe Einblicke und zugleich großen Einfluss: Sie wählt aus, was der Ex-Staatschef und designierte Kandidat der Republikaner liest. "Falls Sie wollen, dass der Präsident etwas sieht, ist Natalie der beste Weg", zitiert die Nachrichtenseite "The Bulwark" eine ihrer Quellen. Niemand verbringt demnach so viel Zeit mit Trump wie Harper. Sie sitzt bei Trump im Gerichtssaal, ist bei ihm in Florida, fährt in einem eigenen Golfauto samt Laptop ihrem Chef hinterher und ist in der Nähe, während dieser seine Bälle schlägt.

Die Assistentin kommt aus einer konservativ-christlichen Familie in Kalifornien. Ihren Glauben teilt sie offensiv mit. Harp lernte Trump im Jahr 2019 kennen. Sie war bei Fox News zu ihrer Knochenkrebsbehandlung befragt worden; Trump sah das Interview und schwärmte: "Sie machte das Fernsehbild so hell wie wenige Menschen, die ich je gesehen habe."

"Glaubt ans Überleben der Kämpfer"

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Danach treten sie gemeinsam auf, und Harp bedankt sich bei ihm persönlich für ein Gesetz, durch das sie Zugang zu Medikamenten vor ihrer Marktzulassung bekommen hatte. Trump sei ein "Guter Samariter", der sie gerettet habe, sagt sie unterwürfig. Zuvor hatten zwei Chemotherapien nicht geholfen. "Er gab seine Lebensqualität auf, damit wir leben und arbeiten können - weil er an das Überleben der Kämpfer, nicht der Stärksten glaubt." Amerika werde für Trump kämpfen, weil er es "great again" gemacht habe.

Ein Jahr später arbeitet sie zunächst für Trumps Wahlkampfteam, bevor sie beim ihm nahestehenden "One America News Network" (OAN) als Nachrichtensprecherin anheuert. Doch dort hält es Harp nicht. Auch im aktuellen Wahlkampf ist sie wieder für ihn tätig, und das so nah wie nie zuvor. Besonders gern werde Trump mit Inhalten über Wahlbetrug und parteiinterne Gegner bei den Republikanern versorgt, heißt es.

Quelle: ntv.de

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