"Unhöfliche Haltung" Tschad weist deutschen Botschafter aus
08.04.2023, 10:17 Uhr Artikel anhören
Jan-Christian Gordon Kricke soll mehrere "Ordnungsrufe" erhalten haben.
(Foto: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild)
Jan-Christian Gordon Kricke ist ein erfahrener Diplomat. Doch seine Amtszeit als deutscher Botschaft im Tschad ist nach nur knapp zwei Jahren vorbei: Die Regierung des zentralafrikanischen Landes erklärt ihn ohne nähere Angaben von Gründen zur Persona non grata.
Der Tschad hat den deutschen Botschafter zur unerwünschten Person in dem zentralafrikanischen Land erklärt. Diplomat Jan-Christian Gordon Kricke müsse das Land binnen 48 Stunden verlassen, teilte die Regierung in N'Djamena am Abend mit. Sie wirft Kricke eine "unhöfliche Haltung" und die "Nichtbeachtung diplomatischer Gepflogenheiten" vor, nennt aber keine weiteren Details.
"Für uns sind die Gründe, mit denen die Regierung von Tschad heute unseren Botschafter in N'Djamena zur Persona non grata erklärt hat, absolut nicht nachvollziehbar", erklärt das Auswärtige Amt in Berlin. "Wir stehen hierzu mit der Regierung von Tschad in Kontakt."
Zu sehr eingemischt?
Kricke leitet seit Juli 2021 die deutsche Botschaft im Tschad. Zuvor war er unter anderem als Botschafter im Niger und auf den Philippinen tätig. Vor seinem Wechsel nach N'Djamena war er Deutschlands Sonderbeauftragter für die Sahelzone.
Örtliche Medien vermuten Kritik an der derzeitigen Transitionsregierung als Beweggrund für den Rausschmiss. Eine Regierungsquelle erklärte auf Nachfrage, Kricke werde insbesondere zur Last gelegt, sich "zu sehr" in die Regierungsführung des Landes "einzumischen". Zudem sei er wegen angeblich spaltender Äußerungen kritisiert worden. Kricke habe mehrere "Ordnungsrufe" erhalten.
Warten auf Wahlen
Das von Armut und Korruption geprägte Land in der Sahelzone, das im Norden an Libyen und im Westen an den Niger grenzt, wird seit April 2021 von Präsident Mahamat Idriss Déby Itno regiert. Er kam an die Macht, nachdem sein Vater, Langzeitherrscher Idriss Déby, von Rebellen im Norden des Landes getötet wurde.
Die Junta hatte ursprünglich versprochen, innerhalb von 18 Monaten Wahlen zu organisieren. Im Oktober wurde Débys Herrschaft aber um zwei weitere Jahre verlängert. Proteste der Opposition dagegen wurden blutig niedergeschlagen. Die Bundesregierung und mehrere andere EU-Länder hatten damals ihre Besorgnis über die verzögerte Rückkehr zur Demokratie bekundet.
Quelle: ntv.de, chr/AFP