Spärlichere Hilfszusagen Ukraine leidet unter Kriegsmüdigkeit der Geldgeber
15.10.2023, 02:17 Uhr Artikel anhören
Die Ukraine wird weiterhin viel Hilfe von ihren Partnern brauchen.
(Foto: IMAGO/Ato Press)
Seit fast 20 Monaten wehrt sich die Ukraine gegen den russischen Angreifer, Hoffnungen auf ein baldiges Ende des Krieges haben sich längst als illusorisch erwiesen. In der Regierung wächst die Sorge, dass ihre Verbündeten des Kampfes überdrüssig werden.
Die Ukraine beklagt eine Kriegsmüdigkeit ihrer Geldgeber. Es sei schwieriger, finanzielle Hilfe zu sichern, sagte Finanzminister Serhij Martschenko am Rande des Treffens von Weltbank und Internationalem Währungsfonds (IWF) in Marrakesch.
Im Vergleich zum April müsse sich die Ukraine doppelt so stark um Hilfszusagen bemühen. "Ich sehe viel Müdigkeit, ich sehe viel Schwäche bei unseren Partnern", sagte er. "Sie würden den Krieg gerne vergessen, aber der Krieg ist immer noch im Gange, in vollem Umfang".
Martschenko machte für die Stimmung "eine geopolitische Verschiebung und den internen politischen Kontext in verschiedenen Ländern" verantwortlich. Konkret verwies er auf anstehende Wahlen in den USA und in der EU. Die Ukraine benötigt westliche Finanzhilfen, um eine Haushaltslücke von 43 Milliarden Dollar im kommenden Jahr zu schließen. Die Gespräche darüber wurden in der vergangenen Woche vom Konflikt zwischen Israel und der radikal-islamischen Hamas überschattet.
Angesichts dessen fürchtet auch der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj, dass die Unterstützung für die Ukraine und insbesondere für ihre Armee brüchiger wird. "Da sich der Terror weltweit ausbreitet, ist es wichtig, dass die Welt ein klares Signal sendet, dass die Terrorbekämpfung nirgends ins Wanken gerät", sagte er in seiner abendlichen Videoansprache.
Selenskyj warnte bereits in der vergangenen Woche bei einem Besuch in Brüssel davor, dass Russland eine nachlassende Unterstützung für die Ukraine ausnutzen werde, um in seinem bereits seit fast 20 Monaten andauernden Angriffskrieg neue Kräfte zu sammeln.
Quelle: ntv.de, ino/dpa/rts