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Rückschlag für Kreml in Kursk Ukrainischer Artillerieschlag trifft russischen Militärkonvoi

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14 Truppentransporter scheinen bei dem Angriff getroffen worden zu sein. Einige von ihnen brannten vollständig aus.

14 Truppentransporter scheinen bei dem Angriff getroffen worden zu sein. Einige von ihnen brannten vollständig aus.

So langsam organisiert das russische Militär die Verteidigung der Region Kursk. Allerdings erlebt es dabei offenbar frühzeitig ein Debakel: Der ukrainischen Artillerie gelingt ein Schlag gegen einen russischen Militärkonvoi. Fahrzeuge brennen aus, es scheint viele Opfer zu geben.

Bei den Kämpfen in der russischen Region Kursk hat ein ukrainischer Artillerieschlag mutmaßlich eine russische Militärkolonne östlich der Kreisstadt Rylsk getroffen. Anwohner machten in der Nacht auf Freitag schwer verifizierbare Aufnahmen von brennender Militärtechnik und verbreiteten diese über soziale Netzwerke. Es wurde von mehreren Einschlägen berichtet. In sozialen Medien gibt es Spekulationen, dass eine HIMARS-Attacke dafür verantwortlich sein kann. Auf einem weiteren am Morgen aufgenommenen Video, das die Folgen dieses Vorfalls zeigen soll, sind gut ein Dutzend teils ausgebrannter Militärlaster zu sehen. Zudem scheint es viele Opfer zu geben. Auf den Ladeflächen einiger Transporter scheinen verletzte oder gar tote Soldaten zu liegen. Einer Analyse von Mark Krutow, ein Mitarbeiter von Radio Free Europe, zufolge scheinen 14 Transporter bei dem Angriff getroffen worden zu sein.

Mittlerweile gibt es Berichte, dass der Zivilist, der die zerstörten Militärfahrzeuge gefilmt und auf Telegram verbreitet hat, vom russischen Inlandsgeheimdienst FSB festgenommen wurde. Es soll sich um einen 48-jährigen Russen handeln, der in der Ortschaft Oktyabrskoje lebt.

Bereits am Donnerstag war ein Video in sozialen Medien aufgetaucht, das eine sehr lange Kolonne von Fahrzeugen und russische Soldaten zeigt. Ob es sich um die Kolonne handelt, die durch die ukrainischen Truppen getroffen wurde, ist nicht klar. Auffällig ist, dass der Großteil der Fahrzeuge private PKW zu sein scheinen. Nur wenige der Fahrzeuge gehören augenscheinlich zum Militär - in der Regel handelt es sich um Transporter. Ein oder zwei Artilleriegeschütze sind sichtbar, gepanzerte Fahrzeuge fehlen dagegen gänzlich.

Dass der mutmaßlich getroffene Konvoi östlich von Rylsk auftaucht, kommt nicht von ungefähr. Angesichts der aktuellen Stoßrichtung der ukrainischen Truppen ist die 15.000-Einwohner-Stadt bedroht. Nach derzeitigen Erkenntnissen kämpfen Kiews Truppen aktuell rund 30 Kilometer südlich um die Ortschaft Korenewo. Vermutlich sollte der russische Militärkonvoi gegen die ukrainischen Truppen in Stellung gebracht werden. Nach dem ukrainischen Überraschungsangriff in der Region Kursk am Dienstag dauerte die Organisation der Gegenwehr sehr lange. Das dürfte auch damit zu tun haben, dass das russische Verteidigungsministerium diesen anfangs massiv unterschätzte und die Auswirkungen heruntergespielt hat. Nachdem die ukrainischen Truppen jedoch immer tiefer in russisches Staatsgebiet eindrangen, musste reagiert werden.

Worauf zielt die Offensive ab?

Derzeit gibt es zwei zentrale Stoßrichtungen der Truppen Kiews. Die eine zielt Richtung Norden beziehungsweise Nordwesten - über Korenewo Richtung Rylsk. Die zweite Richtung Nordosten. Es wird spekuliert, dass die ukrainischen Truppen versuchen könnten, die namensgebende Stadt Kursk zu erreichen. In deren Nähe befindet sich unter anderem ein Atomkraftwerk. Die Motive für die Offensive auf russischem Territorium bleiben jedoch nebulös. Kiew selbst macht so gut wie keine Angaben dazu. Westliche Experten spekulieren lediglich, was die Ziele sein könnten.

Eine Überlegung ist, das Atomkraftwerk der Region zu besetzen, um es gegen das durch russische Truppen besetzte AKW Saporischschja in der Ukraine zu tauschen. Allerdings befindet sich das Kursker AKW rund 80 Kilometer hinter der Grenze. Dazu müssten die ukrainischen Truppen noch erheblich weiter ins russische Inland vorstoßen. Westliche Experten bezweifeln, dass Truppen und Militärgerät dafür ausreichen.

Eine weitere Überlegung geht der Idee nach, russisches Staatsgebiet zu besetzen, um es gegen ukrainisches Territorium, das die Russen derzeit besetzen, auszutauschen. Ein weiteres Ziel Kiews könnte sein, Russland zu zwingen, Truppen aus anderen Regionen der Ukraine abzuziehen, um den Angriff auf das eigene Staatsgebiet abzuwehren. Dadurch, so die Spekulation, könnte sich die Lage der ukrainischen Verteidiger etwa im Donbass verbessern.

Fakt ist bisher, dass die ukrainischen Truppen nicht verharren, sondern weiter in der Region Kursk vorstoßen. Die russische Gegenwehr scheint eher punktuell zu sein. Zudem scheint Moskau noch nicht auf reguläre Truppen mit Schützenpanzern oder gepanzerten Truppentransportern zu setzen. Stattdessen werden Evakuierungen in der Region Kursk fortgesetzt. Einige Zehntausend Menschen sollen bereits in Sicherheit gebracht worden sein.

Quelle: ntv.de, als

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