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Flucht über Moldau geplant? Ukrainischer Grenzschutz erschießt Deserteur

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Erst Ende Juni hatten ukrainische Grenzer zwei mutmaßliche Deserteure an der rumänischen Grenze erschossen.

Erst Ende Juni hatten ukrainische Grenzer zwei mutmaßliche Deserteure an der rumänischen Grenze erschossen.

(Foto: IMAGO/Ukrinform)

Per Taxi fliehen vier ukrainische Soldaten von einem Übungsplatz in Odessa. Auf dem Weg ins prorussische Transnistrien entdeckt sie der ukrainische Grenzschutz. Als einer der Männer offenbar Widerstand leistet, erschießen ihn die Grenzer.

Der ukrainische Grenzschutz hat nach eigenen Angaben einen Deserteur unweit der moldawischen Grenze erschossen. Dieser habe zuvor einen Grenzschutzbeamten angegriffen, sagte der Sprecher der Behörde, Andrij Demtschenko, dem Internetportal "Ukrajinska Prawda". Demnach wurde am Sonntagabend eine Gruppe von vier Deserteuren in einem Auto an einem Kontrollpunkt etwa 15 Kilometer vor der Grenze angehalten. Zwei sollen versucht haben, zu fliehen. Später habe einer der beiden bei seiner Entdeckung Widerstand geleistet und sei nach einem Warnschuss an den Folgen eines zweiten direkten Schusses gestorben.

Den Angaben der staatlichen Ermittler zufolge ist die Gruppe von einem Übungsplatz per Taxi im Gebiet Odessa geflohen und war auf dem Weg in Richtung des von prorussischen Separatisten kontrollierten Gebiets Transnistrien in der Republik Moldau. Der Rest der Gruppe sei festgenommen worden.

Behördensprecher Demtschenko zufolge waren Grenzer bereits mehrfach zum Schusswaffeneinsatz gegenüber Flüchtlingen gezwungen. Details nannte er nicht. Ende Juni waren nach Medienberichten im Gebiet Tscherniwzi zwei fliehende, wehrpflichtige Zivilisten an der rumänischen Grenze von Grenzern angeschossen worden, nachdem sie angeblich mit einer Machete auf diese losgegangen waren. Einer der beiden Flüchtenden starb dabei an den Schussverletzungen.

Seit dem russischen Überfall im Februar 2022 gilt in der Ukraine das Kriegsrecht. Wegen der Mobilmachung können Männer im wehrpflichtigen Alter zwischen 18 und 60 Jahren das Land nur noch in Ausnahmefällen verlassen. Mangels Freiwilligen muss das ukrainische Militär zunehmend seine Verluste mit Zwangsrekrutierten ersetzen. Wehrpflichtige versuchen sich daher auch durch Flucht über die grüne Grenze in die angrenzenden EU-Staaten oder nach Moldau dem Kriegsdienst zu entziehen. Der ukrainische Grenzschutz errichtet deswegen auch an den Westgrenzen zunehmend mit Stacheldraht versehene Zäune, um die Männer an der Flucht zu hindern.

Quelle: ntv.de, gri/dpa

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