Politik

Minister Schneider im Frühstart"Der Kanzler wollte die Brasilianer nicht beleidigen"

21.11.2025, 09:37 Uhr
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Umweltminister Schneider nimmt Kanzler Merz für seine Worte über den Austragungsort der Klimakonferenz in Brasilien in Schutz. Ein Scheitern der Verhandlungen dort schließt er nicht aus.

Nach den umstrittenen Äußerungen von Kanzler Friedrich Merz über den Austragungsort der Weltklimakonferenz im brasilianischen Belém hat sich die Bundesregierung um Schadensbegrenzung bemüht. Nach einem Treffen mit Brasiliens Präsident Luiz Inácio Lula da Silva sagte Umweltminister Carsten Schneider im ntv Frühstart: "Ich habe klar gemacht, dass es vom Kanzler nicht beabsichtigt war, Brasilien und die Brasilianerinnen und Brasilianer zu beleidigen." Er habe Präsident Lula vom Kanzler gegrüßt, sagte der SPD-Politiker weiter. Man habe eine tragfähige Freundschaft zwischen beiden Ländern. Er selbst und die ganze Delegation seien "echt froh, hier zu sein", so Schneider.

Kanzler Merz hatte nach seinem Besuch in Belém bei einem Termin in Berlin über seine Eindrücke von der Stadt gesprochen. Er habe mitreisende Journalisten gefragt, wer gerne dortbleiben würde. "Da hat keiner die Hand gehoben", sagte Merz. "Die waren alle froh, dass wir vor allen Dingen von diesem Ort, an dem wir da waren, (…) wieder nach Deutschland zurückgekehrt sind." Man lebe in Deutschland in einem der schönsten Länder der Welt.

"Alle Karten sind auf dem Tisch"

Kurz vor dem offiziellen Ende der Klimakonferenz bewertet Schneider die Verhandlungen als schwierig. Die Unterbrechung durch ein Feuer auf dem Verhandlungsgelände sei "erst mal ein Schock" gewesen. Nun hoffe man auf einen klugen Vorschlag der brasilianischen Präsidentschaft. "Ich kann noch nicht sagen, wie das ausgeht", so Schneider.

Als zentrale Streitpunkte nannte der SPD-Politiker zwei Punkte, die für die EU entscheidend seien: "Wir wollen, dass wir den klaren Ausstiegsfahrplan haben aus fossilen Energien". Das habe der brasilianische Präsident auch im persönlichen Gespräch mit ihm angekündigt. Zudem brauche man angesichts der derzeitigen Prognosen deutlich stärkere und glaubwürdige Reduktionspfade. "Das ist für mich eine Bedingung, um hier ein gutes Ergebnis zu haben."

Auf die Frage, ob er im Zweifel keine Einigung einer schlechten Einigung vorziehen würde, sagte Schneider: "Da sind alle Karten auf dem Tisch." Er sei nach Brasilien gereist, um Erfolg zu haben. "Und Erfolg ist, wenn sich die Weltgemeinschaft zusammentut". Wenn das aber nicht gelinge und es keinen Fortschritt gebe, sei ein Scheitern der Konferenz eine Option. Noch aber liefen die Gespräche. "Das ist sozusagen die 80. Minute - und da passiert manchmal noch viel."

Quelle: ntv.de, cpf/psc