Politik

Streit um Grenzverlauf Venezuela und Guyana erklären Gewaltverzicht

00:00
Diese Audioversion wurde künstlich generiert. Mehr Infos
Venezuela erhebt Anspruch auf die Region Essequibo (in der Landessprache: Esequibo), die derzeit zu Guyana gehört.

Venezuela erhebt Anspruch auf die Region Essequibo (in der Landessprache: Esequibo), die derzeit zu Guyana gehört.

(Foto: IMAGO/ZUMA Wire)

Der Konflikt zwischen Venezuela und dem Nachbarland Guyana um die Region Essequibo steuert auf eine friedliche Lösung zu. Die Präsidenten der beiden Länder vereinbaren, den Streit nicht in einen Krieg münden zu lassen. Stattdessen sollen Diplomaten ein neues Treffen in drei Monaten vorbereiten.

Im Streit um die ölreiche Region Essequibo wollen Venezuela und Guyana unter keinen Umständen Gewalt einsetzen. Darauf einigten sich die Präsidenten beider Länder bei einem Krisentreffen in Kingstown auf der Karibikinsel St. Vincent. Jegliche Kontroverse um das von Venezuela beanspruchte Gebiet in Guyana solle im Einklang mit dem internationalen Recht einschließlich eines Abkommens mit dem Vereinigten Königreich von 1966 über die damalige Kolonie Britisch-Guayana geklärt werden, hieß es in der gemeinsamen Erklärung.

Man verpflichte sich zu einer guten Nachbarschaft in friedlichem Zusammenleben und der Einheit von Lateinamerika und der Karibik. Beide Länder einigten sich auf die Einrichtung einer gemeinsamen Kommission ihrer Außenministerien und technischen Berater, um die Angelegenheit weiter zu besprechen, sowie auf ein erneutes Treffen innerhalb von drei Monaten in Brasilien.

Venezuelas Präsident Nicolás Maduro sprach von einem "Treffen mit offenem Gespräch, mit Wahrheiten und Respekt" mit seinem Amtskollegen Irfaan Ali. "Wir haben einen großen historischen Schritt getan, um auf den Weg der Legalität, des Dialogs und des Friedens zurückzukehren. Das ist unser Weg", schrieb er zu dem Gespräch in Kingstown, der Hauptstadt von St. Vincent und den Grenadinen, auf X. Vertreter anderer karibischer Länder und Brasiliens sowie UN-Beobachter hatten das Gespräch begleitet. St. Vincent und die Grenadinen hat derzeit den Vorsitz der Gemeinschaft der Lateinamerikanischen und Karibischen Staaten (CELAC).

Internationaler Gerichtshof eingeschaltet

Streitpunkt zwischen den Nachbarn im Norden Südamerikas ist die Region Essequibo, die rund zwei Drittel Guyanas ausmacht und an den Osten Venezuelas grenzt. Lange Zeit war Guyana eines der ärmsten Länder des Kontinents. Die Entdeckung gewaltiger Ölvorkommen 2015 vor der Küste bescherte dem Land Wirtschaftswachstum - mittlerweile ist es weltweit das größte.

Anfang Dezember ließ Maduro in Venezuela ein umstrittenes Referendum abhalten, bei dem sich nach offiziellen Angaben 96 Prozent der Teilnehmer für den Anschluss von "Guayana Esequiba" als venezolanischem Bundesstaat aussprachen. Das selbst ölreiche, aber trotzdem wirtschaftlich schwer angeschlagene Venezuela erhebt auf Essequibo seit langem Anspruch, abgeleitet aus dem Abkommen von Genf 1966. Darin wurde eine Verhandlungslösung angestrebt. Allerdings wurde Guyana wenige Monate später unabhängig.

Die derzeitigen Grenzen wurden in einem Schiedsspruch eines Tribunals von 1899 festgelegt, den die USA und Großbritannien veranlasst hatten. Der Internationale Gerichtshof der Vereinten Nationen befasst sich auf Antrag Guyanas mit dem Grenzstreit. Präsident Ali betonte erneut, dass der Disput vor den IGH gehöre. "Wir haben sehr deutlich gemacht, dass Guyana nicht der Aggressor ist", sagte er. "Guyana strebt keinen Krieg an." Venezuela ließ erneut in der Erklärung festhalten, dass es eine IGH-Zuständigkeit weiter ablehnt.

Quelle: ntv.de, jog/dpa

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen