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Eigene Soldaten erschossen? Video soll brutales Vorgehen russischer Sperrtrupps zeigen

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Russische Kämpfer in Cherson. Wer nicht an der Front sterben will, dem droht offenbar Erschießung durch die eigenen Truppen.

Russische Kämpfer in Cherson. Wer nicht an der Front sterben will, dem droht offenbar Erschießung durch die eigenen Truppen.

(Foto: IMAGO/ITAR-TASS)

Schon im Herbst gibt es Berichte darüber, dass russische Soldaten von ihren eigenen Kameraden beschossen werden, wenn sie versuchen, sich von der Front zurückzuziehen. Jetzt taucht ein Drohnenvideo auf, das die Existenz dieser Sperrtruppen zu bestätigen scheint.

Tötet die russische Armee ihre eigenen Soldaten? Auf einem ukrainischen Telegram-Channel ist ein Video veröffentlicht worden, das bereits im Herbst veröffentlichte Berichte des Britischen Verteidigungsministeriums zu bestätigen scheint. In den Drohnenaufnahmen ist zu sehen, wie drei russische Soldaten das Feuer auf mindestens sieben Kameraden eröffnen, die sich auf dem Rückzug befinden. Die Getroffenen gehen zu Boden, mehr ist nicht zu sehen.

Das Video wurde vom Projekt "Ishchi Svoikh" (deutsch sinngemäß "Such deine Leute") gepostet. Der Telegram-Kanal mit dazugehöriger Website wird vom ukrainischen Innenministerium betrieben und stellt Informationen zu gefangenen oder getöteten russischen Soldaten bereit, um Angehörigen die Suche nach Familienmitgliedern in der Armee zu erleichtern. Auf Twitter wurde das Video von der russischen Aktivistengruppe "Activatica" geteilt, mit dem Hinweis, man könne die Echtheit der Aufnahmen nicht bestätigen. Wann und wo das Material aufgenommen worden sein soll, ist unklar.

Laut der ukrainischen Nachrichtenagentur Unian soll das Video authentisch sein, eine entsprechende Anfrage des US-Nachrichtenmagazins "Newsweek" hat das russische Verteidigungsministerium bislang unbeantwortet gelassen. Laut Unian handelt es sich bei den schießenden Soldaten um Sperrtrupps, die eigene Kämpfer daran hindern sollen, das Schlachtfeld zu verlassen - wenn nötig auch mit tödlicher Gewalt.

Auf den jetzt veröffentlichten Aufnahmen ist zu sehen, wie die Soldaten dieser mutmaßlichen Sperrtruppen Warnschüsse in die Luft abgeben, unmittelbar bevor sie die Gewehre gegen die Kämpfer richten.

Stellungen sollen bis zum Tod verteidigt werden

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"Newsweek" zitiert Jason Jay Smart, einen politischen Berater mit Expertise für post-sowjetische Staaten. Ihm zufolge hat der Beschuss der eigenen Truppen in der russischen Militärgeschichte eine lange Tradition. Auch im Krieg gegen die Ukraine sei das üblich. Zum nun aufgetauchten Video sagte er: "Dieser Vorfall, der einen völligen Mangel an Sorge oder Interesse am Schutz von Menschenleben zeigt, ist der Inbegriff dafür, wie das russische Militär denkt und sich verhält."

Das britische Verteidigungsministerium hatte schon im November 2022 berichtet, das russische Militär habe damit begonnen, Blockadeeinheiten aufzustellen, die Soldaten am Rückzug von der Front hindern sollen, auch wenn die Lage dort völlig aussichtslos sei. Russische Generäle wollten demnach, dass nach einer Warnung auf Deserteure geschossen werde. Der britische Geheimdienst sah das damals als Beleg für die niedrige Moral und die Disziplinlosigkeit innerhalb der russischen Armee, die gerade im Rahmen der Teilmobilisierung um viele unerfahrene und schlecht ausgerüstete Kämpfer aufgestockt worden war.

Quelle: ntv.de, ino

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