Versorgungslage spitzt sich zu Widersprüchliche Angaben zur Waffenruhe im Sudan
18.04.2023, 18:11 Uhr Artikel anhören
Ein Satellitenbild zeigt zerstörte Flugzeuge auf dem internationalen Flughafen von Khartum.
(Foto: AP)
Im Sudan bekämpfen sich Armee und Miliz, mit verheerenden Folgen für die Zivilbevölkerung. Hilfsorganisationen beschreiben die Versorgungslage als kritisch. Forderungen nach einem Waffenstillstand haben bislang keinen Erfolg, es kommt zu widersprüchlichen Aussagen der Streitkräfte.
Kurzzeitig sah es nach einer Entspannung der Lage im Sudan aus. Berichte von einer mutmaßlich vereinbarten Waffenruhe machten die Runde. Angeblich sollte diese am Dienstagabend um 18 Ortszeit beginnen. So hatte Mohammed Hamdan Daglo, der Anführer der Rapid Support Forces (RSF), Bereitschaft für eine 24-stündige Waffenruhe signalisiert. Auch Abdel Fattah Al-Burhan, Oberbefehlshaber der sudanesischen Streitkräfte, hatte dem US-Fernsehsender CNN gesagt, offen für einen Waffenstillstandsvorschlag der internationalen Gemeinschaft zu sein. Ein weiterer hochrangiger General der sudanesischen Streitkräfte sagte dem arabischen Fernsehsender Al-Arabiya ebenfalls die Unterstützung für eine 24-stündige Feuerpause ab Dienstagabend zu.
Die sudanesischen Streitkräfte haben mittlerweile jedoch widersprüchliche Angaben zu einer möglichen Waffenruhe mit den rivalisierenden RSF gemacht. Am Vormittag teilte der Sprecher der Streitkräfte auf der Facebook-Seite der Armee mit, nichts von einer "Verständigung mit Vermittlern und der internationalen Gemeinschaft" über einen Waffenstillstand zu wissen. Er warf den RSF vor, die Waffenruhe als Vorwand zu nutzen, um "die vernichtende Niederlage zu vertuschen, die sie innerhalb weniger Stunden erleiden werden". Einem dpa-Bericht zufolge dauern die Kampfhandlungen weiter an.
Internationale Bemühungen um eine Waffenruhe
US-Außenminister Antony Blinken forderte die Konfliktparteien vehement zu einer Waffenruhe auf. In getrennten Telefonaten mit Militärmachthaber Al-Burhan und Milizenführer Daglo betonte Blinken zuvor "die Dringlichkeit einer Waffenruhe", wie ein Sprecher erklärte. Der Minister habe sich in den Telefonaten mit den beiden Generälen "ernsthaft besorgt" gezeigt über die vielen Toten und Verletzten in der sudanesischen Zivilbevölkerung.
Neben Blinken riefen auch Bundesaußenministerin Annalena Baerbock sowie andere G7-Außenminister die Konfliktparteien im Sudan auf, "die Kampfhandlungen umgehend zu beenden" und Verhandlungen wieder aufzunehmen. Auch der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell hatte bereits am Montag für eine Feuerpause im Sudan geworben, um Vermittlungsversuche zu ermöglichen.
Versorgungslage ist kritisch
Die Hauptstadt Khartum wurde auch am heutigen Dienstag erneut von Explosionen erschüttert, auch in anderen Teilen des nordostafrikanischen Landes wurde gekämpft. Nach WHO-Angaben wurden inzwischen rund 270 Menschen getötet und etwa 2600 weitere verletzt.
In den Straßen Khartums waren Panzer und Milizionäre zu sehen, über der Stadt hing Rauch. "Wir haben seit vier Tagen nicht geschlafen", sagte die Bewohnerin Dalia Mohamed Abdelmonem. Viele Menschen trauen sich trotz zur Neige gehender Lebensmittelvorräte nicht mehr aus dem Haus, andere versuchen in den wenigen Kampfpausen aus der Stadt zu fliehen.
Tedros Adhanom Ghebreyesus, Generaldirektor der Weltgesundheitsorganisation (WHO), äußerte sich äußerst besorgt über die aktuellen Entwicklungen. Hilfsmittel, die die WHO vor dem Ausbruch der Kämpfe an Gesundheitseinrichtungen verteilt habe, seien nun aufgebraucht. Weil immer noch gekämpft werde, sei es nicht möglich, weitere Lieferungen zu organisieren. Die Krankenhäuser in der Hauptstadt Khartum hätten nicht genügend Material zur Versorgung von Verletzten. "Es gibt verstörende Berichte über die Plünderung einiger Gesundheitseinrichtungen und die Nutzung anderer für militärische Zwecke", sagte Ghebreyesus.
Quelle: ntv.de, loe/AFP/rts/dpa