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Deutsche Community besorgt "Wir Ukrainer hoffen bei Trump auf Vernunft"

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"Wir Ukrainer hoffen, dass die Vernunft siegt, auch bei Trump",  sagt Liudmyla Mlosh.

"Wir Ukrainer hoffen, dass die Vernunft siegt, auch bei Trump", sagt Liudmyla Mlosh.

(Foto: picture alliance / Caro)

Die Zukunft der Ukraine ist nach der Wahl von Donald Trump zum neuen US-Präsidenten ungewiss. Auch Liudmyla Mlosh blickt mit Sorge auf die Zukunft ihres Landes. Die Präsidentin des Zentralverbands der Ukrainer in Deutschland versucht trotzdem positiv zu bleiben - und hofft auch auf Deutschland.

ntv.de: Wie haben Sie die Wahl von Donald Trump zum neuen US-Präsidenten aufgenommen?

Liudmyla Mlosh: Ich habe die Wahl natürlich verfolgt. Ich verstehe, dass auch die Menschen in den USA zuerst an das eigene Land und die eigene Wirtschaft denken. Trump hat ihnen ein besseres Leben versprochen. Ich weiß aber nicht, ob die US-Amerikaner wissen, wie schlimm die Situation in der Ukraine ist. Jeden Tag sterben Menschen, werden Menschen verstümmelt. Vielleicht bekommt die Ukraine in den USA nicht genug Aufmerksamkeit, beide Länder sind schließlich weit voneinander entfernt. Kamala Harris wäre für die Ukraine die bessere Kandidatin gewesen. Ich glaube auch, weil ihre Eltern nicht in den USA geboren sind. Sie kann sich mehr in uns Ukrainer hineinversetzen. Trump sind die Menschen in der Ukraine egal.

Trump sieht die US-Unterstützung für die Ukraine kritisch. Besorgt Sie das?

Die Länder in Europa und die USA unterstützen uns sehr. Das ist für die Ukraine überlebenswichtig, denn wir brauchen Waffen, um uns zu verteidigen. Trump sagt immer, er hat einen guten Draht zu Putin. Wenn das so ist, sollte er diesen nutzen, um den russischen Präsidenten zu stoppen. Nur glaube ich nicht, dass das passiert. Trump hat seinen Wählern zwar versprochen, den Krieg schnell zu beenden. Aber ich frage mich: Wie soll das gehen?

Trump will einen Deal mit Putin schließen.

Dann wären wir die Verlierer. Die Ukraine müsste unter russischer Besatzung leben. Das wird nicht funktionieren. Die neue Generation ist in einer freien Demokratie geboren, sie wird es nicht hinnehmen, sich der russischen Herrschaft unterzuordnen. Es gäbe keine Ruhe. Die jungen Menschen würden Widerstand leisten. Ein Bürgerkrieg droht.

Befürchten Sie, dass es dazu kommt?

Man kann nicht in die Zukunft sehen. Wir Ukrainer hoffen, dass die Vernunft siegt, auch bei Trump. Unser Präsident Selenskyj hat ja bereits mit ihm gesprochen und betont, dass wir Hilfe brauchen, vor allen Dingen Waffen. Uns bleibt im Moment nichts anderes übrig, als positiv zu denken. Ein deutscher Bekannter hat zu mir gesagt: "Trump ist an der Macht. Deine Ukraine, die kannst du jetzt vergessen. Die gibt es bald nicht mehr." Das war für mich ein Stich ins Herz. Ich denke aber nicht, dass das stimmt. Selbst wenn die USA uns nicht mehr unterstützen sollten, geben wir nicht auf.

Was macht Sie da optimistisch?

Wir als Ukrainer in Deutschland hoffen auch auf die deutsche Regierung. Wir organisieren weiterhin Demonstrationen und machen öffentlichen Druck, um die Aufmerksamkeit für die Ukraine aufrechtzuerhalten. Auch Deutschland ist ein wichtiger Unterstützer der Ukraine. Der Zusammenbruch der Ampel-Regierung macht mir jedoch zusätzlich Sorgen. Sind die Ukraine-Hilfen noch sicher? Gleichzeitig versuchen wir, unabhängig Hilfe zu leisten, indem wir Essen und warme Kleidung in die Ukraine schicken. Der Winter steht vor der Tür. Aber die Hoffnung stirbt zuletzt.

Mit Liudmyla Mlosh sprach Marc Dimpfel.

Quelle: ntv.de

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