Fernseh-Audienz verschoben Putin verzichtet vorerst auf "direkten Draht" zum Volk
10.06.2022, 10:38 Uhr (aktualisiert)
Putins Gesundheit und Privatleben sind in Russland Tabu.
(Foto: IMAGO/ITAR-TASS)
Die öffentlichen Auftritte von Russlands Präsidenten sind rar geworden und nun wird eine traditionelle Bürgerfragestunde mit Wladimir Putin auf unbestimmte Zeit verschoben. Ob er den Ukraine-Krieg nicht thematisieren will oder es gesundheitliche Gründe gibt, ist unklar.
Die traditionelle TV-Bürgerfragestunde "Der direkte Draht" von Russlands Präsidenten Wladimir Putin wird dieses Jahr nicht wie oft zuvor im Juni stattfinden. Die Vorbereitungen für das Ereignis liefen, einen konkreten Termin gebe es aber noch nicht, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow der Agentur Interfax zufolge. Eine Austragung im Juni schloss er aber aus. In den vergangenen Jahren war die Fragestunde - bis auf eine Ausnahme im Covid-Jahr 2020 - immer im Juni veranstaltet worden.
"Der direkte Draht" ist eine mehrere Stunden lange Live-Sendung, in der die russischen Bürger dem Kremlchef ihre persönlichen Sorgen schildern können. Der TV-Marathon gibt Putin dabei die Möglichkeit, sich der Bevölkerung als fürsorglicher Landesvater zu präsentieren. Zumeist verspricht er den Anrufern oder Zuschauern, die jeweiligen Probleme - seien es ausstehende Gehaltszahlungen, Straßenreparaturen oder den fehlenden Anschluss an das Gasnetz - zu lösen. Es wurden in der Vergangenheit aber teilweise auch politische Fragen gestellt.
Unklar war, ob die Verzögerung mit Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine zusammenhängt, in dem die russische Armee Beobachtern zufolge deutlich schlechter vorankommt als geplant. Putin ist seit dem von ihm Ende Februar befohlenen Einmarsch ins Nachbarland nur selten öffentlich aufgetreten. In der vergangenen Woche noch hatte Peskow die Fernseh-Audienz des Kremlchefs auf ein zeitnahes Datum nach dem Internationalen Petersburger Wirtschaftsforum Mitte Juni terminiert.
Russlands Außenminister Sergej Lawrow hatte zudem Gerüchte über eine Erkrankung von Kreml-Chef Wladimir Putin dementiert. "Ich glaube nicht, dass vernünftige Menschen in dieser Person Anzeichen für irgendeine Art von Krankheit oder Gebrechen sehen können." Putin, der im Oktober 70 Jahre alt wird, trete "jeden Tag" in der Öffentlichkeit auf. "Man kann ihn auf Bildschirmen sehen, seine Reden lesen und anhören", sagte Lawrow laut einer vom russischen Außenministerium veröffentlichten Stellungnahme. Putins Gesundheit und sein Privatleben sind in Russland ein Tabuthema und werden fast nie in der Öffentlichkeit diskutiert.
(Dieser Artikel wurde am Mittwoch, 08. Juni 2022 erstmals veröffentlicht.)
Quelle: ntv.de, mba/dpa