"Sind total erleichtert" Zeitung: Türkei lässt weiteren Deutschen frei
21.12.2017, 22:27 Uhr
Die angespannten deutsch-türkischen Beziehungen könnten sich demnächst entspannen: Nachdem bereits Mesale Tolu aus der Haft entlassen wurde, ist nun ein weiterer Deutscher offenbar wieder auf freiem Fuß.
Die Türkei hat den seit April festgehaltenen deutschen David Britsch offenbar freigelassen. Der 55-jährige Pilger habe seiner Frau in Deutschland eine Nachricht geschickt. Er sei in Istanbul und könne von dort aus weiter in die Heimat reisen, berichtete "Die Welt". "Wir sind total erleichtert und glücklich", zitierte die Zeitung den Bruder des Freigelassenen. Das Auswärtige Amt in Berlin wollte sich zunächst nicht zu dem Fall äußern.
Der Deutsche war dem Bericht zufolge im April in der osttürkischen Stadt Antakya festgenommen worden und in Abschiebehaft gekommen. Strafrechtliche Vorwürfe gegen ihn seien bis zuletzt nicht bekannt gewesen. Britsch habe den Plan gehabt, aus seiner Heimatstadt Schwerin nach Jerusalem zu pilgern - zu Fuß und ohne Geld. Er habe damit ein Zeichen für den Frieden setzen wollen.
Im November vergangenen Jahres war er losgegangen, Anfang Februar hatte er die Türkei erreicht und sich weiter in Richtung Syrien aufgemacht. Kurz vor der Grenze sei er mehrfach kontrolliert und schließlich festgenommen worden. Statt nach Jerusalem zu kommen, habe er bis Donnerstagmorgen im Abschiebegefängnis in Askale gesessen, einem Ort in der türkischen Provinz Erzurum.
Noch mindestens sieben Deutsche in Haft
Es war die zweite Freilassung eines Deutschen in der Türkei in dieser Woche. Am Montag war die Journalistin Mesale Tolu nach siebenmonatiger Untersuchungshaft auf freien Fuß gesetzt worden. Ihr wird Mitgliedschaft in einer Terrororganisation vorgeworfen. Sie darf das Land weiter nicht verlassen.
Auch der deutsche Soziologe Sharo Garip will in Kürze nach der Aufhebung einer knapp zweijährigen Ausreisesperre aus der Türkei nach Deutschland zurückkehren. Damit sitzen nach Einschätzung der Bundesregierung noch mindestens sieben Deutsche aus politischen Gründen in der Türkei hinter Gittern, darunter der «Welt»-Korrespondent Deniz Yücel.
Quelle: ntv.de, bad/dpa