Übergangsregierung in Burkina Faso Zida will für Ruhe und Demokratie sorgen
01.11.2014, 17:26 Uhr
Isaac Zida wurde von der Militärführung zum neuen Staatsoberhaupt ernannt.
(Foto: REUTERS)
Seit dem Rücktritt des Staatschefs Blaise Compaoré ist Burkina Faso ohne Regierung. Nun hat die Militärführung entschieden: Isaac Zida wird vorläufiges Staatsoberhaupt. Der junge Offizier steckt sich hohe Ziele.
Nach dem Rücktritt von Burkina Fasos Präsident Blaise Compaoré stellt sich die Armee hinter den jungen Offizier Isaac Zida als Führer einer Übergangsregierung. Die Armeeführung habe sich einstimmig für den bisherigen Vizekommandeur der Präsidentengarde ausgesprochen, erklärt der Generalstab. Die Erklärung wurde auch von Armeechef Honoré Traoré unterzeichnet, der zunächst selbst die Macht beanspruchte. Compaoré floh in die Elfenbeinküste.
In einer Fernsehansprache sagt Oberstleutnant Zida, er wolle als Übergangsstaatschef die "staatliche Kontinuität" wahren und in Zusammenarbeit mit den Parteien und der Zivilgesellschaft für einen "ruhigen demokratischen Übergang" sorgen. Das Streben der Jugend nach demokratischen Wandel werde "weder verraten, noch enttäuscht" werden, sagt Zida. Der gestürzte Präsident sei an einem "sicheren Ort" und sein Wohlergehen gesichert.
Zida hatte sich nach dem Rücktritt Compaorés an der Spitze einer Gruppe junger Offiziere zum Führer der Übergangsregierung erklärt. Er hatte damit Armeechef Traoré herausgefordert, der ebenfalls Anspruch auf die Führung erhob. Nachdem es zunächst nach einem internen Machtkampf aussah, beugt sich Traoré nun seinem Rivalen und unterzeichnet die Erklärung, in welcher der Generalstab sich hinter Zida stellt.
Bürger hatten genug von Compaoré
Der bisherige Staatschef Compaoré war nach gewaltsamen Massenprotesten gegen eine geplante Verfassungsänderung, die ihm eine dritte Amtszeit erlauben sollte, von seinem Amt zurückgetreten. Der 63-jährige Präsident, der in dem westafrikanischen Staat vor 27 Jahren bei einem Putsch die Macht übernommen hatte, hatte zunächst einen Rücktritt abgelehnt. Angesichts zehntausender Demonstranten in der Hauptstadt Ouagadougous gab er jedoch schließlich nach.

Zehntausende Menschen protestierten gewaltsam gegen die geplante Verfassungsänderung von Compaoré.
(Foto: AP)
Nach seinem Rücktritt floh Compaoré in die benachbarte Elfenbeinküste, wie die dortige Präsidentschaft jetzt bestätigte. Augenzeugen berichteten, ein Autokonvoi habe in der ivorischen Hauptstadt Yamoussoukro ein Luxushotel angesteuert. Medienberichten zufolge war Compaorés Ehefrau bereits vor Tagen nach Yamoussoukro gereist.
Zurück in die Normalität
In Ouagadougou kehrt nun wieder Ruhe auf den Straßen ein und Anhänger der Protestbewegung bemühen sich, die Schäden der Proteste fortzuräumen. Zuvor hatten die frühere Kolonialmacht Frankreich ebenso wie EU und USA einen friedlichen und demokratischen Machtwechsel angemahnt. Wann Wahlen für eine neue Regierung abgehalten werden sollen, ist jedoch offen. Laut der Armee soll "später" über die Dauer der Übergangszeit entschieden werden.
Eigentlich hätte nach dem Rücktritt des Präsidenten laut Verfassung der Präsident der Nationalversammlung die Macht übernehmen müssen, doch erklärte Zida die Verfassung für ausgesetzt. Der bisherige Vizekommandeur der Präsidentengarde scheint Rückhalt bei der Zivilgesellschaft zu genießen. Armeechef Traoré ist dagegen in der Bevölkerung und der Opposition wegen seiner Nähe zum gestürzten Präsidenten umstritten.
Compaoré war besonders bei den jungen Leuten unbeliebt, die ihr ganzes Leben unter seiner Herrschaft verbracht haben. Rund 60 Prozent der fast 17 Millionen Burkiner sind unter 25 Jahren und viele sind unzufrieden mit der politischen Führung. Ihr ist es in den vergangenen. Jahrzehnten nicht gelungen, die soziale oder wirtschaftliche Entwicklung des Landes voranzubringen, das auf den hintersten Plätzen des UN-Indexes für menschliche Entwicklung verharrt.
Quelle: ntv.de, spt/AFP