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Trauermarsch und SalutBeerdigungen in Moskau

25.04.2007, 11:17 Uhr

Boris Jelzin ist der erste russische Staatsführer, der seit dem Ende des 19. Jahrhunderts wieder nach orthodoxem Ritus beerdigt wird.

Boris Jelzin ist der erste russische Staatsführer, der seit dem Ende des 19. Jahrhunderts wieder nach orthodoxem Ritus beerdigt wird. Zu Sowjetzeiten verzichteten die atheistischen Staats- und Parteichefs auf den Segen der Kirche.

Revolutionsführer Lenin blieb bis heute eine Beerdigung verwehrt. Nach seinem Tod 1924 wurde sein Körper einbalsamiert. Noch immer ist der Leichnam Lenins im Mausoleum auf dem Roten Platz zur Schau gestellt.

Die Trauerfeiern für den Diktator Josef Stalin dauerten im Jahr 1953 vier Tage lang. In kilometerlangen Schlangen standen die Sowjetbürger an, um im Haus der Gewerkschaften Abschied zu nehmen. Im Gedränge sollen hunderte Menschen erdrückt worden sein. Stalins einbalsamierter Leichnam erhielt zunächst einen Ehrenplatz im Mausoleum neben Lenin. In der so genannten Tauwetterpolitik wurde Stalin 1961 in aller Stille aus dem Mausoleum entfernt und an der Kremlmauer beerdigt.

Ohne jeglichen Pomp wurde Stalins Nachfolger Nikita Chruschtschow 1971 auf dem Friedhof des Neujungfrauen-Klosters beigesetzt. Mitglieder des Politbüros hatten ihn sieben Jahre zuvor abgesetzt und zur Unperson erklärt. Zu Chruschtschows Beerdigung ließ die Staatsmacht nur einige Dutzend Angehörige und Freunde. Um einen Ansturm von trauernden Bürgern zu verhindern, wurde der Friedhof vorübergehend für die Öffentlichkeit geschlossen.

Wie auch Stalin wurde der Kremlchef Leonid Breschnew 1982 im Säulensaal des Gewerkschaftshauses im Zentrum Moskaus aufgebahrt. Die Sowjetunion gedachte des Toten mit einer viertägigen Staatstrauer. Vor der Beerdigung an der Kremlmauer zog ein langer Trauermarsch mit dem Sarg des Verstorbenen und hunderten Blumenkränzen über den Roten Platz. Als der Sarg in die Erde gelassen wurde, feuerten Ehrengarden in allen großen Städten der Sowjetunion Salut. Mit einer ähnlichen Zeremonie wurden auch die Nachfolger Juri Andropow 1984 und Konstantin Tschernenko 1985 beerdigt.