Muss gut immer hochpreisig sein?Dieses Besteck-Set ist der Testsieger

Schönes Besteck veredelt jeden gedeckten Tisch, aber müssen es zwangsläufig hochpreisige Marken-Gabeln, -Messer und -Löffel sein? Im ntv Produkt-Check nehmen wir drei Sets aus Edelstahl mit zwei Experten ins Visier. Welches is(s)t am besten?
Im Laufe der Zeit kann Besteck fleckig und zerkratzt aussehen, hartnäckiger Flugrost tut sein Übriges. Ein neues Set soll her, aber wie viel Geld sollte man hier investieren und kann ein günstiges aus Edelstahl womöglich mit teuren Markenprodukten mithalten? Wir legen drei Besteck-Sets in die versierten Hände des RTL-Kantinenchefs Danny Lorenz, der als Küchenleiter der SV Group jeden Tag um die 1.350 Mitarbeiter versorgt. Außerdem befragen wir den Geschäftsführer des Industrieverbandes für Schneid- und Haushaltwaren, was es in Sachen Material zu beachten gilt und was hinter den Ergebnissen unseres Belastungstests steckt.
Diese Besteck-Sets von WMF bis Villeroy & Boch haben wir getestet
Alle Besteck-Sets in unserem Test sind 30-teilig, bestehend aus jeweils sechs Messern, Gabeln, Löffeln, Kuchengabeln und Teelöffeln. Alle Teile sind aus glänzendem Edelstahl. Wir prüfen ein günstiges, ein mittelpreisiges (das auch der Nr. 1 Bestseller bei Amazon ist) und ein fast doppelt so teures Set. Wichtig zu wissen: Die Preise schwanken und sind je nach Angebot und Rabatten variabel.
So testen wir die Bestecke von Villeroy & Boch, WMF und BEWOS
Mit Küchenleiter Danny Lorenz prüfen wir zunächst die Ergonomie der Bestecke. Der Experte probiert aus, wie angenehm sich große Gabeln, Löffel und Messer in der Hand halten lassen und wie gut die Teile ausbalanciert sind sie. Daraus schließen wir auf Wertigkeit und Stabilität der Besteck-Sets. Für den Test kleben wir die Markennamen ab.
Material / Verarbeitung: Aus welchem Edelstahl sind die Bestecke gefertigt, wie gut sind sie verarbeitet? Bei den großen Löffeln schauen wir uns außerdem an, wie sich der Rand anfühlt, bei den Gabeln, wie sauber die Zwischenräume geschliffen sind.
Für den Belastungstest konsultieren wir Jan-Frederik Kremer. Der Geschäftsführer des Industrieverbandes für Schneid- und Haushaltswaren (IVSH) meldet sich aus Brüssel, wo er sich aktiv in politische Prozesse wie Produktsicherheit und andere EU-Regeln einbringt. Mit einigen wenigen Durchläufen in der Spülmaschine wäre kein verlässlicher Materialtest möglich, erklärt er uns. Verbraucher könnten "die Qualität eines Besteckteils lediglich anhand des optischen Eindrucks oder der Haptik feststellen", so Kremer. Um zu sehen, wie scharf die Schneide ist, testet Kantinenchef Lorenz die Messer jeweils an Tomate und Paprika.
Hochwertiger Testsieger: Villeroy & Boch - Piemont punktet nicht nur mit Design
Das Edelstahl‑Besteck von Villeroy & Boch ist aus hochpoliertem Edelstahl 18/10 gefertigt. Optisch gefällt es dem Küchen-Chef am besten. "Das wirkt eleganter, weil es so schön geformt ist", so Lorenz. Insgesamt mache es im Vergleich der Bestecke den hochwertigsten Eindruck. An der Verarbeitung fallen vor allem die angenehm runden Löffelseiten und Haltegriffe auf, die Zinken der Gabel sind innen allerdings etwas weniger gut geschliffen als bei der Gabel von WMF.
Auch in Sachen Ergononomie kann das Besteck von Villeroy & Boch punkten: Es hält sich im Test am besten in der Hand und ist am schwersten - "runder und angenehmer anzufassen", außerdem sei es "sehr gut ausbalanciert", lautet das Urteil des Experten. Im Einsatz bei Tomate und Paprika schneidet das Messer besser ab als das günstige von Bewos, überzeugt aber etwas weniger als das von WMF. Die Klinge ist schmaler als die der anderen Messer, was für Lorenz aber keinen großen Nachteil darstellt - für schwer zu schneidendes Essen wie Fleisch benutze er ohnehin ein extra Steakmesser, erklärt der Experte. Das Besteck-Set von Villeroy & Boch ist damit für den Kantinenchef wegen seiner besonders angenehmen Handhabung der Favorit unter den getesteten Bestecken.
Vorteile
Material ist dick, dadurch angenehm zu halten
Kanten sind sehr gut abgerundet
Besteckteile sind gut ausbalanciert
Nachteile
Messerfläche eher schmal
Schärfste Klinge im Test: WMF Besteck-Set Boston, Cromargan
Das WMF Edelstahl-Besteck Boston ist aus Cromargan gefertigt, einem rostfreien 18/10 Edelstahl, also 18 Prozent Chrom und 10 Prozent Nickel. Das Set kommt in einem stabilen Karton, in dem es gut aufzubewahren oder zu verschenken ist. Die Verarbeitung der einzelnen Besteckteile ist sehr gut - glatt und rund. Im Vergleich mit den anderen beiden Bestecken sind die Gabelzinken hier innen am glattesten verarbeitet.
Das Besteck liegt ausgewogen in der Hand, ist aber im Vergleich zum Testsieger von Villeroy & Boch etwas leichter. Die Schneidefläche mit speziellen Wellenschliff soll laut Hersteller für langanhaltende, optimale Schärfe sorgen. Tatsächlich performt das Messer in unserem Test an Tomate und Paprika am besten.
Vorteile
scharfes Messer
gute Verarbeitung
Nachteile
Material etwas flacher als beim Testsieger
Nickelfrei und scharfe Kanten: BEWOS Besteck-Set, Edelstahl überzeugt im Test nicht
Das BEWOS Besteck-Set ist aus spiegelpoliertem Edelstahl - laut Hersteller ungiftig, lebensmittelecht und nickelfrei, wobei das Material in der Produktbeschreibung als „18/0 Edelstahl“ angegeben wird. Die Verarbeitung ist auf den ersten Blick gut, allerdings lassen sich an den Gabelzinken beim genauen Hinsehen ungeschliffene Kanten erkennen.
Im Vergleich zu den Marken-Bestecksets fällt das Set von Bewos in Sachen Ergonomie deutlich ab. Die Löffel, Gabel und Messer sind flach und aus dünnerem Material - "sehr leicht", stellt Experte Lorenz fest. Darüber hinaus liegen die Besteckteile nicht gut in der Hand, beim großen Löffel fällt im Test außerdem auf, dass er scharfkantig ist. Auch im Schneidetest an Tomate und Paprika fällt das Bewos-Messer ab: "Das leichteste (Anmerkung: Hier handelt es sich um das Bewos-Messer) war am schlechtesten meiner Meinung nach", so das Urteil von Küchenchef Lorenz
Vorteile
günstiger Preis
Nachteile
Besteckteile eher flach, wirkt dadurch weniger wertig
schlechte Verarbeitung bei Gabel-Kanten
Löffel-Kanten eckig
Fazit zum Test der Besteck-Sets
Für Küchenchef Danny Lorenz sind Optik, Haptik und Balance die wichtigsten Punkte, wenn es um die Bewertung verschiedener Bestecke geht. Er würde das schwerste Besteck - im Produkt-Check also das Set von Villeroy & Boch* - wählen, weil es am besten in der Hand liegt. Wem die Messerschärfe wichtiger ist oder wer leichteres Besteck bevorzugt, der ist mit dem Besteck-Set von WMF ebenfalls gut beraten. Das Set von Bewos* schneidet in unserem Test am schlechtesten ab und kann entsprechend ausschließlich durch seinen geringen Preis punkten.
Welcher Edelstahl macht Besteck rostfrei?
Rostfreier Edelstahl mit Chrom- und Nickelanteil (z.B. 18/10, Handelsnamen wie Cromargan von WMF) wird häufig als geschmacksneutral, säurebeständig und hygienisch beschrieben. Bei Rostanfälligkeit im klassischen Sinne ist vor allem der Chromanteil entscheidend, weil er die schützende Passivschicht (Chromoxidschicht) auf der Oberfläche bildet. Die Angabe wie z.B. „18/10“ oder „18/0“ sagt aus, wie viel Chrom im Edelstahl enthalten ist: Die erste Zahl ist der Chromanteil in Prozent. 18/0 (ohne Nickel) gilt als etwas weniger korrosionsbeständig und eher für einfachere Qualitäten üblich. Dennoch Auch 18/0-Besteck kann sehr langlebig sein.
Qualität von Besteck: Der Fachmann klärt auf
In der Praxis reicht es aber nicht aus, nur auf den Chromanteil zu achten. Für die Korrosionsbeständigkeit eines Besteck-Materials sind laut Jan-Frederik Kremer vom IVSH demnach folgende Faktoren der Werkstoffqualität entscheidend:
Erschmelzungsart
Homogenität
Schlacken-/Einschlussgehalt
Daneben hätten auch die unterschiedlichen Herstellungs- und Bearbeitungsformen (schmieden, prägen, stanzen, schleifen, polieren) Einfluss auf die Produktqualität.
On top kämen die Wärmebehandlung sowie die Oberflächenveredelung wie Politur oder Mattierung. Auch das Besteck-Design spiele wegen eventuell zusätzlicher Fertigungsschritte eine Rolle, so Kremer. "Eine Aussage, ob ein Besteckteil mit Design X aus Werkstoff A besser als ein Besteckteil mit Design Y aus Werkstoff B ist, kann deshalb pauschal niemals erfolgen", erklärt der Experte.
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