Baden-WürttembergKretschmann verteidigt Drohnenprojekt gegen Kormoran

Drohnen sollen Kormoran-Eier am Bodensee einölen – eine neue Strategie gegen die Fischräuber. Dabei ist nicht sicher, ob der Vogel der Grund für den Rückgang der Felchen ist.
Stuttgart (dpa/lsw) - Ministerpräsident Winfried Kretschmann hat den geplanten Einsatz von Drohnen gegen die gefräßigen Kormorane am Bodensee verteidigt. "Der Kormoran hat sich in den vergangenen Jahrzehnten ausgebreitet", sagte der Grünen-Politiker dem "Südkurier". "Das Projekt, bei dem mit Drohnen die Eier eingeölt werden und so der Fortpflanzungserfolg minimiert wird, könnte eine vernünftige Maßnahme sein."
Der Kormoran sei eine geschützte Art, den könne man nicht ohne Weiteres abschießen, so Kretschmann weiter. "Das Projekt mit den Drohnen scheint die effektivere Möglichkeit. Wir müssen immer schauen, dass wir Probleme so lösen, dass sie am konfliktärmsten gelöst werden. Die Eindämmung ist eine konfliktarme Lösung. Abschießen erzeugt Konflikte."
Naturschützer dagegen, Fischer dafür
Eigentlich stehen Kormorane unter Naturschutz, doch ihr Bestand hat in den 2010er Jahren deutlich zugenommen. Seit Jahren beschäftigt ein mögliches Kormoran-Management am Bodensee deswegen die Politik. Im kommenden Jahr soll ein Pilotprojekt zur Eindämmung des Bestandes starten. Dabei werden etwa die Eier der Vögel per Drohne in den Nestern mit Öl eingesprüht, damit sie nicht ausgebrütet werden können. Naturschützer sind gegen einen systematischen Abschuss oder andere Vergrämungsmaßnahmen, Fischer sprechen sich aber dafür aus, weil sie Bestände wie die Felchen gefährdet sehen.
"Wir müssen immer verschiedene Interessen ernst nehmen, anhören und gegeneinander abwägen", sagte Kretschmann. Er räumte ein, dass nicht eindeutig geklärt sei, warum die Felchenbestände im Bodensee zurückgingen. "Ich habe schon viele Theorien zum Rückgang der Felchen gehört. Es gab eine Zeit, da waren alle der Meinung, das Wasser ist zu sauber und wir sollten dem See künstlich Phosphat zuführen. Dann war es der Stichling. Ich höre immer etwas anderes. Was schließe ich daraus? Man weiß es nicht genau", sagte der Regierungschef. "Das sind komplexe Fragen. Jetzt versuchen wir mal, das einzudämmen. Erst mal muss man ausprobieren, ob es überhaupt funktioniert."