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Berlin & BrandenburgBerlin setzt auf neue Räume gegen Suizide im Gefängnis

27.11.2025, 04:56 Uhr
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Freundliches Mobiliar statt karger Haftraum und Kameraüberwachung: In Berliner Gefängnissen soll der Gefahr begegnet werden, dass Häftlinge nur noch den Tod als Ausweg sehen.

Berlin (dpa/bb) - Die Justiz will die Gefahr von Selbstmorden in Berliner Gefängnissen verringern. Ein Baustein dabei ist ein spezieller Raum, der Gefangenen in akuten suizidalen Krisen eine sichere und zugleich würdige Umgebung bieten soll, wie die Senatsjustizverwaltung mitteilte. Den ersten Raum dieser Art stellt Justizsenatorin Felor Badenberg (CDU) heute vor. Er befindet sich in der Haftanstalt Moabit.

Der sogenannte Suizidpräventionsraum soll betroffenen Insassen eine intensivere Betreuung sowie umfassendere Unterstützung ermöglichen. Trotz einer speziellen Ausstattung mit risikoarmem Mobiliar soll das Zimmer eine freundliche Atmosphäre ausstrahlen. Bislang werden suizidgefährdete Gefangene in der Regel in karge und kameraüberwachte Hafträume gebracht.

Rund 340.000 Euro Baukosten

Die Kosten für den speziellen Raum in der JVA Moabit lagen laut Justizverwaltung bei 340.000 Euro. Nach Angaben einer Sprecherin sollen weitere Suizidpräventionsräume in allen Haftanstalten des geschlossenen Vollzugs eingerichtet werden. Entsprechende Konzepte lägen bereits vor. Der nächste Raum dieser Art wird nach derzeitigem Stand im Gefängnis Tegel eingerichtet, wie eine Sprecherin mitteilte. Die Planungen dafür liefen.

Neben den besonderen Räumlichkeiten gibt es laut Justizverwaltung weitere Maßnahmen, um die Gefahr von Suiziden zu verringern. Dazu zählt unter anderem eine regelmäßige Risiko-Beurteilung sowie eine Sensibilisierung und Fortbildung der Vollzugsbediensteten. Nach Angaben von Experten ist die Suizidrate unter Gefangenen im Vergleich zur Allgemeinheit deutlich erhöht.

In den Berliner Gefängnissen sitzen derzeit 3.524 Menschen (Stichtag: 26. November) ein. In diesem Jahr brachten sich nach Justizangaben bislang fünf Insassen um, im Gesamtjahr 2024 waren es ebenfalls fünf. Im Jahr der Corona-Pandemie mit entsprechenden Beschränkungen im Vollzug gab es neun Suizide, fünf Jahre zuvor waren es nach den Angaben zwei.

Quelle: dpa

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