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Berlin & BrandenburgBerliner Polizisten sind zunehmend Gewalt ausgesetzt

01.02.2022, 16:22 Uhr
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(Foto: Paul Zinken/dpa/Symbolbild)

Demonstrationen gegen Corona-Maßnahmen, Razzien, Autoraser. Bei ihren Einsätzen sind Berlins Polizistinnen und Polizisten vielen Konfrontationen ausgesetzt. Häufig bleibt es nicht beim Wortgefecht.

Berlin (dpa/bb) - Die Gewalt gegen Polizistinnen und Polizisten in Berlin hat weiter zugenommen. Das geht aus Zahlen der Polizei hervor, über die der "Tagesspiegel" am Dienstag berichtete. Danach gab es im vergangenen Jahr 3811 Angriffe, zwei Jahre zuvor waren es 2967. 2020 hatte die Polizei 3505 Fälle registriert. Oft sind dabei mehrere Einsatzkräfte betroffen. Die tatsächliche Anzahl von angegriffenen Polizistinnen und Polizisten ist daher deutlich höher und lag 2021 bei 8048. Zwei Jahre zuvor erfuhren nach den Angaben 6221 Beamte während des Einsatzes Gewalt.

Analog dazu stieg nach den Angaben der Polizei auch die Zahl der Verletzten: 2021 wurden 1545 leicht verletzte Beamte registriert. Dienst, zwei Jahre zuvor waren es 1465. Die Zahl schwer verletzter Polizisten stieg im vergangenen Jahr auf 17, 2019 zählte die Berliner Polizei 7 schwer verletzte Beamte.

Experten sehen einen Zusammenhang mit teils gewalttätigen Demonstrationen gegen Corona-Maßnahmen, bei denen die Berliner Polizei ein wachsendes Aggressionspotenzial sieht. Der Ton auf der Strafe werde rauer, beklagt auch die Gewerkschaft der Polizei.

Polizeipräsidentin Barbara Slowik beobachtet eine zunehmende psychische Belastung der Einsatzkräfte, die zunehmend zur Erkrankung führe. "Ich würde sogar sagen, dass diese Erkrankungen inzwischen den größeren Teil ausmachen", sagte Slowik der Deutschen Presse-Agentur. Die Behörde merke dies auch daran, dass die Nachfrage nach entsprechenden Experten beim ärztlichen Dienst gestiegen sei.

Aus Sicht der Polizeipräsidentin müssten Krankheiten infolge psychischer Belastung im Einsatz jedoch schneller anerkannt werden. Das bisherige Dienstrecht gebe dies aber nicht her, sondern verlange nach einem kausalen Ereignis - etwa einer Verletzung infolge eines Flaschenwurfs. "Unsere Polizistinnen und Polizisten nehmen aber vielfältige Aufgaben wahr, bei denen sie enormen psychischen Belastungen ausgesetzt sind. In den seltensten Fällen gibt es dabei das eine traumatisierende Ereignis", sagte Slowik.

Eine Reform des Dienstunfallrechts sei darum nötig, betonte sie. Erforderlich sei eine Änderung des Berliner Versorgungsgesetzes. "Nach den derzeitigen Vorschriften kommt zu der Erkrankung noch die Notwendigkeit der intensiven Auseinandersetzung mit dem Thema innerhalb der eigenen Behörde. Das kann nicht sein", sagte die Polizeipräsidentin.

Es gebe genug Beispiele, wo die Situation eindeutig sei - aber die Vorschriften eine schnelle Unterstützungen unmöglich machten. "Ich sehe das oft und kann von diesem Schreibtisch aus nicht helfen", so Slowik. "Dabei wäre es so wichtig, betroffenen Kolleginnen und Kollegen schnell therapeutisch helfen zu können."

Quelle: dpa

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