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Berlin & BrandenburgUni soll mutmaßlichen Schläger rauswerfen

06.02.2024, 21:07 Uhr
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(Foto: Sebastian Gollnow/dpa)

In Berlin soll ein propalästinensischer Student einen jüdischen Kommilitonen verprügelt haben. Der Zentralrat der Juden fordert eine Exmatrikulation. Die Wissenschaftssenatorin ist skeptisch.

Berlin (dpa/bb) - Wissenschaftssenatorin Ina Czyborra sieht Forderungen nach einer Exmatrikulation des Studenten skeptisch, der einen jüdischen Kommilitonen angegriffen und verletzt haben soll. "Es ist ein hohes Grundrecht, das hier betroffen wäre von einer Exmatrikulation", sagte die SPD-Politikerin in der RBB-"Abendschau" am Dienstag. "Exmatrikulation aus politischen Gründen lehne ich auch grundsätzlich ab."

"Wir wollen die Hochschulen nicht zu Gated Communities machen", sagte Czyborra weiter. Sie seien offene Räume der Kommunikation und der Debatte. "Die Wissenschaft lebt von Austausch, lebt von Internationalität, lebt von internationalen Studierenden. Und natürlich gibt's auch dann mal Konflikte auf dem Campus. Und die müssen wir eindämmen."

Der Zentralrat der Juden hatte nach dem mutmaßlichen Angriff auf einen jüdischen Studenten der Freien Universität (FU) Berlin von der Hochschule strikte Konsequenzen gefordert. "Wer einen jüdischen Kommilitonen krankenhausreif schlägt, weil er Jude ist, der hat an einer deutschen Universität nichts zu suchen", erklärte Zentralratspräsident Josef Schuster am Dienstag in Berlin. "Eine Exmatrikulation des betreffenden Studenten ist alternativlos."

Nach Darstellung der Universität ist ein solcher Rauswurf aber rechtlich nicht möglich, allenfalls ein dreimonatiges Hausverbot. FU-Präsident Günter Matthias Ziegler sagte der "Abendschau": "Ich habe den Eindruck, dass wir nachschärfen müssen, zumindest in den Hilfsmitteln, die wir haben. Und dass das, was im Moment besteht, eben ein Hausverbot begrenzt auf drei Monate, möglicherweise für die Situationen, die wir haben, nicht reichen wird."

Lior Steiner, Gründer der Jüdischen Studierendenvereinigung an der FU, forderte klare Schritte. "Und die Schritte müssen sofort kommen. Ansonsten gibt es schon einzelne Berichte von Studenten und Kommilitonen von mir, dass sie die Uni verlassen möchten."

Der 30-jährige jüdische Student Lahav Shapira war am Wochenende mit Knochenbrüchen im Gesicht ins Krankenhaus gekommen. Ein 23-jähriger propalästinensischer Kommilitone soll ihn in Berlin-Mitte geschlagen und getreten haben. Die Polizei hatte berichtet, dass beide zunächst in Streit gerieten, bevor der 23-Jährige plötzlich zugeschlagen habe. Der mutmaßliche Täter floh zunächst, wurde dann aber ermittelt.

Quelle: dpa

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