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Hamburg & Schleswig-HolsteinMehr Blindgänger in Schleswig-Holstein entdeckt

29.12.2025, 05:02 Uhr
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17 Fliegerbomben haben Experten 2025 in Schleswig-Holstein entschärft – mehr als im Vorjahr. Warum die Suche nach Blindgängern im Norden noch lange nicht abgeschlossen ist.

Felde (dpa/lno) - Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg haben dem Kampfmittelräumdienst in Schleswig-Holstein 2025 etwas mehr Arbeit bereitet. "Wir haben 17 Fliegerbomben unschädlich gemacht", sagte der stellvertretende Leiter des Kampfmittelräumdienstes, Mark Wernicke, der Deutschen Presse-Agentur. 2024 waren es 13 und 2023 insgesamt 16 Blindgänger gewesen.

In mehr als 250 Gemarkungen zwischen Nord- und Ostsee müssen Baugrundstücke vor Baustart auf Munitionsaltlasten überprüft werden. Bis zum Frühjahr hatten noch 90 komplette Gemeinden auf der Liste gestanden. Seitdem sind es nur noch einzelne Gebiete. "Nun sind einige Gemeinden mit vielen Gemarkungen dabei", sagte Wernicke. "Dadurch ist die Zahl gestiegen, die Fläche tatsächlich aber gesunken."

Die Kosten für die Arbeit der Experten des Kampfmittelräumdienstes tragen die Grundstückseigentümer. Das Land steigt erst im Rahmen der Gefahrenabwehr ein, ab dem Zeitpunkt eines konkreten Blindgänger-Fundes. Zuvor können je nach Beschaffenheit des Grundstücks und möglichen Verdachtsfällen nach früheren Angaben des Kampfmittelräumdienstes schnell Kosten in vierstelliger Höhe entstehen.

Größte Bombe aus Zweitem Weltkrieg

Der 44 Jahre alte Wernicke hat in den vergangenen Jahren bereits zahlreiche Weltkriegsbomben unschädlich gemacht. "Ich habe sie nicht gezählt", sagte der Entschärfer. Rund 40 Stück dürften es aber nach seiner Schätzung bereits sein. Zwei Einsätze des aus vier Entschärfern bestehenden Teams in den vergangenen Monaten seien ihm in Erinnerung geblieben.

Ende August sprengten Kollegen eine amerikanische Fliegerbombe in Brunsbüttel (Kreis Dithmarschen). Die Art des Langzeit-Zünders machte eine sofortige Sprengung vor Ort notwendig. Dieser Typ sei gegen eine Entschärfung gesichert gewesen, sagte Wernicke. "Sie können bereits auf Lageveränderungen oder Bewegungen empfindlich reagieren." Es habe sich um eine Sofort-Lage gehandelt. Vor Sprengung der Bombe mit Hilfe eines sogenannten Ringsatzes hätten jedoch Gasleitungen im Umfeld des Fundortes geleert werden müssen. "Der Vorteil bei diesem Ringsatz ist, dass die Druckwelle senkrecht nach oben geht."

Im September sprengte der Kampfmittelräumdienst außerdem eine 500-Pfund-Weltkriegsbombe am Nord-Ostsee-Kanal in Neuwittenbek (Kreis Rendsburg-Eckernförde). "Das war eine Bombe, die auch einen leicht auszulösenden Kopfzünder hatte, wo man extrem vorsichtig sein muss beim Handling und eine Entschärfung ebenfalls zu risikoreich gewesen wäre", sagte Wernicke. In der Gemeinde seien an dem Tag viele Einschulungsfeiern geplant gewesen. "Die mussten alle raus."

In den antragspflichtigen Gebieten im Norden haben die Experten des Kampfmittelräumdienstes in den vergangenen Jahren keine Bombe mehr durch Zufall gefunden. Regelmäßig sondieren sie Flächen, auf denen sie bei der Auswertung von Luftbildern der Alliierten Verdachtspunkte ausgemacht haben. Immer noch würden regelmäßig Luftbilder dazu gekauft, sagte Wernicke. Die 17 Blindgänger im Jahr 2025 waren allesamt bei der Überprüfung konkreter Verdachtspunkte lokalisiert worden.

"Wir haben den größten Teil unserer Arbeit noch vor uns"

"Wir haben uns mittlerweile ein Drittel aller potenziellen Flächen in Schleswig-Holstein angeschaut", sagte Wernicke. Das bedeute aber nicht, dass Sondierungen in jedem Fall bereits final werden, denn die Technik entwickele sich weiter und Flächen könnten noch einmal untersucht werden.

"Wir haben den größten Teil unserer Arbeit noch vor uns", sagte Wernicke. Das Gros der gefundenen Fliegerbomben wiegt 250 beziehungsweise 500 Kilogramm. Vor allem Kiel war als Marine-, Werft- und Industriestandort immer wieder Ziel von Luftangriffen. Nach früheren Angaben der Stadt fielen bei 90 Luftangriffen 44.000 Sprengbomben, 900 Minenbomben und rund 500.000 Brandbomben.

Fünf Jahre dauere die Ausbildung zum Entschärfer, sagte Wernicke. Seine Kollegen und er seien weder besonders waghalsig noch nach Aufmerksamkeit strebende Persönlichkeiten. "Wir sind alles Familienmenschen." Sie bewerteten die Situation vorher und kannten die Bauteile der Bomben im Detail. "Wenn wir entschärfen, dann sind wir uns auch sicher, dass wir es entschärfen können."

Quelle: dpa

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