HessenStadt und Vermieter planen Gespräche wegen Eritrea-Festival

Die Ausschreitungen während des Eritrea-Festivals sorgen weiter für Diskussionen in Gießen. Der Oberbürgermeister der Stadt wollte nach eigenem Bekunden bereits vor Monaten erreichen, dass die Hessenhallen nicht an den Veranstalter vermietet werden.
Gießen (dpa/lhe) - Nach den gewaltsamen Ausschreitungen rund um das umstrittene Eritrea-Festival will sich der Vermieter der Gießener Hessenhallen an der Aufarbeitung der Ereignisse beteiligen. Die Gesamtsituation müsse "mit der Stadt, den Sicherheitsbehörden und dem Veranstalter analysiert und bewertet werden", teilte die M.A.T. Objekt GmbH am Dienstag auf dpa-Anfrage mit. Gießens Oberbürgermeister Frank-Tilo Becher (SPD) hatte das Unternehmen nach eigenem Bekunden mehrfach vergeblich davon zu überzeugen versucht, die Hallen nicht für das Festival zur Verfügung zu stellen.
Dazu habe es mehrere Telefonate und zwei persönliche Gespräche gegeben, das letzte im Mai dieses Jahres, erklärte Becher. "Ich habe vorgetragen, dass ich darin neben allen Gefährdungen der öffentlichen Sicherheit sowohl für die Stadt Gießen als auch für die Messe-GmbH ein hohes Potenzial an Imageschaden sehe." Man sei aber zu keiner gemeinsamen Einschätzung gekommen. "Ich werde aber die jüngsten Ereignisse nochmals zum Anlass nehmen, ein Gespräch zu führen."
Das Messeunternehmen erklärte: "Uns ist sehr daran gelegen, die Zusammenhänge und Hintergründe der einschneidenden Ereignisse mit den angereisten gewaltbereiten Störern im rechtlichen und gesellschaftlichen Kontext mit den Betroffenen zu besprechen." Derzeit würden "die dafür notwendigen Gesprächstermine koordiniert", so das Unternehmen.
Die M.A.T. Objekt GmbH gehört zu der Zwerenz Gruppe mit Sitz in Dresden, die unter anderem mehrere Messegesellschaften unter ihrem Dach vereint. Gegner des umstrittenen Eritrea-Festivals - mutmaßlich überwiegend eritreische Regimegegner - hatten am Samstag Beamte mit Steinen und Flaschen beworfen, Rauchbomben gezündet und Absperrungen durchbrochen bei dem Versuch, auf das Festivalgelände zu gelangen. Bei den Ausschreitungen wurden 26 Polizistinnen und Polizisten verletzt.
Bisher wurden 125 Strafverfahren eingeleitet, größtenteils ging es um Landfriedensbruch. Aus der Auswertung von Videoaufnahmen und anderen Beweismitteln dürften sich weitere Strafverfahren ergeben, hatte der Vizepräsident des Polizeipräsidiums Mittelhessen in Gießen, Torsten Krückemeier, erklärt. Am Dienstag war kein neuer Stand bekannt. Schon im Vorjahr war es während des Festivals zu gewaltsamen Protesten mit verletzten Besuchern und Polizisten gekommen.
Veranstalter des Festivals war der Zentralrat der Eritreer in Deutschland, der wegen seiner Nähe zu dem Regime in dem Land am Horn von Afrika als umstritten gilt. Menschenrechtsorganisationen werfen der Regierung des Landes die Verletzung von Grundrechten vor. Die Störer waren den Regimegegnern zugerechnet worden.