Mecklenburg-Vorpommern2022 wohl keine Extra-Finanzhilfen vom Land bei Biberschäden

Die Rückkehr ehemals verschwundener Arten in der Kulturlandschaft sorgt oft für Konflikte. So ist es auch beim Biber. Trotz zunehmender Konflikte, gibt es 2022 wohl keine Extra-Finanzhilfen vom Land.
Anklam (dpa/mv) - Nach aktuellem Stand sind anders als in den Vorjahren keine speziellen Finanzhilfen vom Land für die Beseitigung von Biberschäden vorgesehen. Es gebe derzeit keinen entsprechenden Posten im Landeshaushalt, erklärte ein Sprecher des Schweriner Umweltministeriums auf Anfrage. 2020 und 2021 gab es pro Jahr 250.000 Euro Förderung vom Land für die Wasser- und Bodenverbände (WBV) für die Beseitigung entsprechender Schäden und Präventionsarbeit.
Jens Uhthoff, Geschäftsführer des stark betroffenen WBV "Untere Peene", hatte auf eine Weiterführung und Aufstockung gehofft. Seinem WBV stünden jährlich zur Gewässerunterhaltung knapp eine Million Euro zur Verfügung, wovon mittlerweile 10 bis 20 Prozent auf durch Biber verursachte Kosten entfielen. Seine Wasserwarte seien bis zu 50 Prozent ihrer Arbeitszeit nur mit der Beseitigung biberbedingter Schäden beschäftigt. Die WBV im Land sind für die Unterhaltung kleinerer Fließgewässer und die Instandhaltung etwa von Deichen und Stauwerken zuständig.
Der Ministeriumssprecher verwies darauf, dass Betroffene bei Schäden versuchen könnten, über die Naturschutz- und Wasserförderrichtlinie Gelder zu beantragen. Zudem bezahle das Land Bibermanager, die bei Konflikten Lösungen finden sollen.
Zuletzt sorgten Biber etwa in Anklam für Aufsehen, weil sie in einem mittelalterlichen Gang unter der Stadt immer wieder Dämme bauen. Zu viel Feuchtigkeit in den Mauerwerken könnte die Statik etwa des dortigen Landratsamtes gefährden. Zuletzt wurde extra ein zusätzlicher Einstieg in den Untergrund gebaut, damit die unterirdischen Dämme leichter entfernt werden können. In Görke westlich von Anklam muss immer wieder ein Biberdamm abgetragen werden, damit der dortige Bach nicht Keller flutet.
Mit ihren Dämmen sorgen die Tiere laut Landesbauernverband auch immer wieder für Überflutungen von landwirtschaftlichen Flächen. Zudem werden laut Uhthoff etwa Bahndämme durchfeuchtet oder untergraben. Auch Deiche würden beschädigt.
Kai Schmidt kümmert sich als Bibermanager im Auftrag des Landes um entsprechende Konflikte, um überlastete Behörden zu unterstützen. Auf die wachsende Population sei man nicht eingestellt. "Die letzten Jahrzehnte bis Jahrhunderte gab es eben keine Biber hier." Das habe sich mit der Neuansiedlung der streng geschützten Tiere geändert. Im Rahmen intensiver Landwirtschaft werde auch der "letzte Zipfel" genutzt. Dadurch seien Probleme mit den Tieren programmiert, die die Landschaft nach ihrem Gutdünken umgestalteten. Aus Sicht des Naturschutzes hätten die Aktivitäten von Bibern positive Effekte auf Gewässer. Theoretische wäre ein Weg, den Tieren mehr Raum zu geben. Das sei praktisch, aber schwer umzusetzen.
Mit zunehmender Anzahl der Biber stiegen die Probleme und irgendwo werde sicherlich eine Schmerzgrenze erreicht, sagt Schmidt. Diesbezügliche Regelungen seien aber Aufgabe der Behörden und bisher praktisch ohne Wirkung. Laut Biberverordnung des Landes dürfen Biber in besonderen Fällen vergrämt, umgesetzt oder sogar getötet werden. Laut Uhthoff dürfen die WBV die Verordnung erst anwenden, wenn sie vom Land geschult worden sind. Dies habe bisher nicht stattgefunden. Die Schulung sei wegen des Coronavirus mehrfach verschoben worden, hieß es vom Ministerium. Sie solle durchgeführt werden, sobald die Pandemie das zulasse. Auf Basis der letzten Biber-Zählung von 2016 gibt das Land die Zahl der Tiere mit etwa 2300 an. Neue Zahlen soll es in diesem Frühjahr geben.