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ThüringenEinsamkeit ist Thema Nummer Eins bei der Telefonseelsorge

24.12.2025, 04:01 Uhr
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Wenn im Jahresverlauf ein naher Angehöriger stirbt, treibt das besonders rund um Weihnachten viele in eine Krise. Das macht sich bei der Telefonseelsorge bemerkbar.

Erfurt (dpa/th) - Rund um Weihnachten klingelt bei Sandra Fricke und ihren Mitstreitern bei der Telefonseelsorge besonders oft das Telefon. "Einsamkeit ist das Thema Nummer Eins", schildert die Chefin der Telefonseelsorge in Erfurt, einer von zwei solcher Einrichtungen im Freistaat. Rund um Weihnachten werde das deutlicher. Viele Menschen erinnerten sich an die Verstorbenen. "Wer fehlt im kommenden Jahr?" Die meisten Anrufer seien über 60 Jahre und weiblich.

Über 10.000 solcher Gespräche führten die über 60 Ehrenamtlichen der Telefonseelsorge im vergangenen Jahr, erzählt Fricke. Für das laufende Jahr lägen noch keine Zahlen vor. Bei rund zwei Dritteln gehe es um Einsamkeit. Oft seien die Menschen aber auch in Krisensituationen.

In der Leitung bleiben "bis wir sicher sind"

In rund zwei Prozent der Fälle gehe es um Anrufer, die in einer suizidalen Krise stecken. Das klinge wenig, so Fricke. "Aber wenn man selbst einmal so einen Anruf bekommen hat, merkt man, was das für eine Durchschlagskraft hat." Die Ehrenamtlichen seien geschult und hätten Notfallpläne an der Hand. Wenn die Person am anderen Ende der Leitung aber keine Hilfe etwa durch Polizei oder Feuerwehr wolle, könne man nur in der Leitung bleiben "bis sich der Tunnel lichtet - bis wir sicher sind".

Jüngere meldeten sich hingegen eher über eine Chatfunktion bei der Seelsorge. "Da sind dann eher Mobbing oder Selbstverletzungen ein Thema", sagt Fricke. Viele trauten sich im schriftlichen auch konkretere Beschreibungen zu. "Es ist leichter geschrieben, als mündlich formuliert."

Quelle: dpa

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