ThüringenÖffentliche Toiletten kosten viele Kommunen immer mehr Geld

Wer beim Schlendern durch die Stadt auf's Klo muss, ist froh, wenn die Kommunen solche stillen, aber öffentlichen Örtchen betreiben. Die Kosten dafür sind in den vergangenen Jahren vielerorts stetig gestiegen. Unter anderem - aber nicht nur - wegen Vandalismus.
Erfurt (dpa/th) - Viele Thüringer Kommunen müssen deutlich mehr Geld für den Unterhalt von öffentlichen Toiletten ausgeben als in der Vergangenheit. In Saalfeld etwa haben sich die Kosten nach Angaben der Stadtverwaltung innerhalb von fünf Jahren drastisch erhöht. Derzeit müsse die Stadt circa 30.400 Euro pro Jahr ausgeben, um die einzige öffentliche Toilette dort zu betreiben, sagte ein Sprecher der Stadt in einer Umfrage der Deutschen Presse-Agentur. 2015 waren es noch rund 18.400 Euro gewesen.
"Steigende Energiekosten, höhere Kosten für Handwerkerleistungen, steigende Lohnkosten für die Reinigung und anderes sind Ursachen für die Kostensteigerung innerhalb der letzten fünf Jahre", sagte der Sprecher. Noch nicht eingerechnet worden in diese Kosten seien die Ausgaben für Renovierungsarbeiten oder Reparaturen etwa an der Notrufanlage, den Fenstern, Türen und sanitären Anlagen. Wie viele andere öffentliche Toiletten ist die öffentliche Toilette in Saalfeld barrierefrei und verfügt über einen Wickeltisch.
Ähnlich ist die Situation in Eisenach. Hier hängt die Kostensteigerung allerdings auch damit zusammen, dass es heute deutlich mehr öffentliche Klos gibt als noch vor fünf Jahren. Damals habe es in der Wartburgstadt drei öffentliche WCs gegeben, sagte eine Sprecherin der Stadtverwaltung. In den Folgejahren seien fünf weitere hinzugekommen. Zwei davon würden allerdings nur saisonweise betrieben.
Auch dadurch seien die entsprechenden Unterhaltskosten der Stadt von etwa 16.000 Euro jährlich vor fünf Jahren auf etwa 49.000 Euro im vergangenen Jahr gestiegen. Im laufenden Jahr seien bereits Mittel in Höhe von rund 23.400 Euro für die WCs ausgegeben worden. Zu den weiteren Gründen für die Kostensteigerungen in Eisenach gehört nach Angaben der Sprecherin neben einer häufigeren Reinigung der Anlagen auch, dass an den Toiletten zuletzt vermehrt randaliert worden ist.
Auch in Nordhausen beklagt die Stadtverwaltung eine zunehmende Zerstörungswut an öffentlichen Toiletten. "Vandalismus hat in den letzten drei Jahren stetig zugenommen", sagte ein Sprecher der Stadtverwaltung. Für die Kostensteigerungen beim Unterhalt von insgesamt fünf öffentlich zugänglichen Toiletten in der Stadt seien aber vor allem die gestiegenen Preise für die Reinigung verantwortlich.
Seien 2017 noch etwa 2700 Euro für Reinigungsleistungen ausgegeben worden, rechne man in diesem Jahr mit Ausgaben in Höhe von etwa 17 800 Euro. Nicht nur, dass die Dienstleister ihre Angestellten heute besser bezahlen würden als noch vor einigen Jahren. Die Toiletten würden heute auch öfter gereinigt als in der Vergangenheit.
Einigermaßen konstant dagegen sind die Unterhaltskosten der stillen Örtchen in Meiningen. Nach Angaben eines Stadt-Sprechers stiegen sie hier innerhalb von fünf Jahren nur leicht von etwa 24.000 Euro pro Jahr auf heute etwa 25.000 Euro jährlich. "Hinzu kommen Kosten für Reparaturen und Wartung von circa 10.000 Euro pro Jahr."
Unterschiedliche Angaben gibt es aus den Kommunen dazu, ob diese oft so dringend benötigten Anlagen in der Corona-Krise von mehr Menschen genutzt worden sind als zuvor - etwa, weil durch die Lockdowns Toiletten in Cafés oder Restaurants nicht zur Verfügung standen. So hieß es aus Meiningen, die Lockdowns hätten auf die Nutzung der acht öffentlichen Toiletten im Stadtgebiet keinen nennenswerten Einfluss gehabt. Nur die WC-Anlage im Innenhof des Schloss Elisabethenburg sei weniger genutzt worden, weil es dort coronabedingt weniger Besucher gegeben habe.
Aus Nordhausen und Eisenach dagegen hieß es, die Bedeutung der öffentlichen Toiletten sei durch die Lockdowns gestiegen. Der Sprecher der Stadtverwaltung Saalfeld erklärte, dort sei die öffentliche Toilette coronabedingt weniger genutzt worden, da weniger Märkte und Veranstaltungen im Stadtzentrum stattgefunden hätten.
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