Neu im Streaming-Angebot KRANK Berlin: Eine Serie wie ein Defibrillator
20.03.2025, 09:45 Uhr
In der Notaufnahme von KRANK Berlin fließen Tränen und Blut.
Chefärztin Zanna kämpft gegen die ständige Überlastung und innere Zweifel, ihr Kollege Ben wirft gegen den Dauerdruck Tabletten ein. Können sich die beiden in einem System behaupten, das seine Mitarbeiter krank macht? Die neue Streaming-Serie im Check.
Ungeduldige Patienten, aggressive Angehörige, genervte Kollegen: Schon am ersten Tag ihres neuen Jobs in einer Berliner Notaufnahme steht Chefärztin Zanna Parker (Haley Louise Jones) kurz vor dem Nervenzusammenbruch. Überall schreiende Menschen und viel Blut – das ist das Setting der neuen Streaming-Serie KRANK Berlin, die seit dem 26. Februar bei Apple TV+ zu sehen ist.
Schauplatz der Serie ist das fiktive Krankenhaus Krank, ein chronisch überlastetes und kaputt gespartes Haus irgendwo in Neukölln oder Kreuzberg, dem sein Ruf als "beschissenstes Krankenhaus im ganzen Land" vorauseilt. Ein Satz, der immer und immer wieder fällt: "Es ist gleich jemand bei Ihnen!" Manchmal geht es um einen Splitter im Auge, häufig um Leben und Tod. An Berlin-Klischees wird nicht gespart: Es geht um Schussverletzungen, Sexunfälle und Partydrogen.
Die Hauptfiguren: Ein drogenabhängiger Unfallchirurg und eine überforderte Chefärztin
Um sich auf ihre Rollen vorzubereiten, haben die Schauspieler mit Ärzten und Pflegekräften gesprochen und zum Teil Praktika in echten Kliniken absolviert. Slavko Popadić, der den drogenabhängigen Unfallchirurgen Ben Weber spielt, übte anhand von Obststücken, wie man kompetent mit der Nadel umgeht.
Die Serie beschäftigt sich mit einem kranken Gesundheitssystem, in dem Profit wichtiger ist als das Wohlergehen der Patientinnen und Patienten. Mehr noch aber geht es in den acht Folgen um die Menschen, die heilen und gesund machen sollen, selbst aber mit ihren Kräften oft am Ende sind: die Notfallmediziner.
Drehbuchautor Samuel Jefferson hat früher selbst als Notarzt gearbeitet und auch Serienentwickler Viktor Jakovleski hat einen persönlichen Bezug zu dem Thema. "Ich habe einen Freund, der Arzt ist und dessen Aufgabe es ist, Menschen zu heilen, aber er selbst wird so sehr von seinem Job und dem Stressfaktor und allem, was damit einhergeht, belastet, dass er selbst krank wird", erklärte er in einer Mitteilung.
Viel Drama, viel Blut
Ziel der Serie sei, zu zeigen, dass Ärztinnen und Ärzte keine perfekten Menschen sind, sondern oft "genauso verkorkst wie der Rest von uns". Auch in der Klinik hat jeder sein Päckchen zu tragen. Assistenzarzt Dom Kohn (Aram Tafreshian) ist maßlos überfordert, kann das aber nicht zugeben und versucht seine Fehler zu vertuschen. Chirurgin Emina Ertan ist (Şafak Şengül) eine ausgezeichnete Ärztin, zwischenmenschlich aber eine Zumutung. Über die neue Chefärztin Parker sagt sie: "Sie schafft drei Tage, höchstens."
Viel Drama, viel Blut. Parker spornt das umso mehr an, sie will es unbedingt schaffen, obwohl etliche ihrer Vorgänger bereits nach kurzer Zeit wieder aufgegeben haben. Tatsächlich gelingt es ihr, etwas Ordnung in das Chaos zu bringen. Auch ihren Kolleginnen und Kollegen kommt sie mit der Zeit näher.
Die Serie ist packend und dramatisch, mit vielen expliziten Szenen aus dem Krankenhausalltag, die nichts für schwache Nerven sind. Mit der harmonischen Welt, die man aus vielen anderen Arztserien kennt, hat das nur wenig zu tun. Die Charaktere sind interessant, auch wenn zum Teil etwas dick aufgetragen wird, etwa beim Chirurgen Weber, der in einem verlassenen Trakt der Klinik Geheimnisse versteckt.
Gedreht wurde im früheren Sport- und Erholungszentrums (SEZ) in Berlin-Friedrichshain, das mit seiner heruntergekommenen Optik hervorragend in die Kulisse passt. Bei seiner Eröffnung 1981 galt das SEZ als ein Prestigeprojekt der DDR. Inzwischen steht es leer und vom einstigen Glanz ist nichts mehr übrig. Stattdessen ist im Gespräch, den ganzen Komplex abzureißen. Treffender könnte die Stimmung wohl kaum sein. Zum Start wurden zwei Folgen veröffentlicht, bis zum 9. April gibt es jeden Mittwoch eine neue. Insgesamt erscheinen zunächst acht Episoden.
Quelle: ntv.de, dpa/pri