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BDI-Umfrage Deutsches Lieferkettengesetz führt bei Unternehmen zu deutlich mehr Bürokratie

Im ersten Jahr des Lieferkettengesetzes hat das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) bislang keine Sanktionen wegen Verstößen verhängt.

Im ersten Jahr des Lieferkettengesetzes hat das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) bislang keine Sanktionen wegen Verstößen verhängt.

(Foto: Markus Scholz/dpa)

Das deutsche Lieferkettengesetz führt bei Unternehmen einer BDI-Umfrage zufolge zu deutlich mehr Bürokratie. Viele Firmen verkleinerten deswegen ihr Zulieferernetz, teilweise werde sogar der Rückzug aus bestimmten Ländern geprüft, teilte der Industrieverband am Donnerstag in Berlin mit. "Die Ein-Jahres-Bilanz ist ernüchternd. Der enorme bürokratische Aufwand, den das Gesetz erzeugt, bringt viele Betriebe, insbesondere kleine und mittlere Unternehmen, an den Rand der Verzweiflung", sagte BDI-Präsident Siegfried Russwurm.

Der Verband macht Druck, ähnliche Vorgaben auf europäischer Ebene noch zu verhindern.

Größere Unternehmen sollen durch das Gesetz, das noch die große Koalition beschlossen hatte, stärker für Missstände in ihren Lieferketten in die Pflicht genommen werden. Menschenrechte und Umweltstandards sollen so stärker als bisher eingehalten werden.

In der BDI-Umfrage, an der bis Mitte November knapp 400 Unternehmen teilnahmen, gaben 92 Prozent der unter das Gesetz fallenden Betriebe an, der bürokratische Mehraufwand sei "hoch" oder sogar "sehr hoch". Schon jetzt müsse jedes zweite Unternehmen Leistungen externer Beratungsunternehmen oder Anwaltskanzleien in Anspruch nehmen. Fast jedes vierte direkt vom Gesetz betroffene Unternehmen reduziere die Anzahl seiner Zulieferer. "14 Prozent prüfen gar einen Rückzug aus risikoreichen Ländern."

Russwurm sagte, die Ausweitung des Anwendungsbereichs seit Januar 2024 auf Unternehmen ab 1000 Beschäftigte verstärke die Probleme noch. "Es ist unverständlich, dass die Bundesregierung die Lieferkettenregulierung im Rahmen ihrer Bürokratieabbau-Maßnahmen bislang nicht berücksichtigt." Es brauche eine Positivliste von Ländern, in denen die Erfüllung der Anforderungen staatlicherseits sichergestellt werde. "Die Politik sollte akzeptieren, dass die Einflussmöglichkeiten deutscher Unternehmen jenseits ihrer direkten Vertragspartner begrenzt sind. Wirksamer wäre ein strategischerer Einsatz der Entwicklungszusammenarbeit, um Standards in der Lieferkette deutscher Unternehmen zu erhöhen."

Quelle: ntv.de, rts

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