Verwarnungen per SMS Iran führt Videoüberwachung für Kopftuchpflicht ein
06.05.2025, 15:43 Uhr
Eine Frau läuft im Juli 2023 mit offenen Haaren durch Teheran. Vor mehr als einem Jahr hatte der Tod der jungen Kurdin Jina Mahsa Amini die bislang schwersten Proteste in der Geschichte der Islamischen Republik ausgelöst. Viele Frauen zeigten sich daraufhin ohne Kopftuch in der Öffentlichkeit.
(Foto: Arne Bänsch/dpa)
Der Iran hat in mehreren Großstädten Medienberichten zufolge Videoüberwachung zur Kontrolle der Kopftuchpflicht gestartet. Betroffen waren unter anderem die Hauptstadt Teheran sowie die Millionenmetropolen Isfahan und Schiras, wie die Zeitung "Etemad" berichtete. Frauen, die sich in der Öffentlichkeit ohne das im Iran vorgeschriebene Kopftuch zeigten, erhielten demnach Verwarnungen per SMS. Eine derartige Überwachung war bislang auf den Straßenverkehr beschränkt.
Das Thema beschäftigt inzwischen auch die Staatsführung. In einem Interview der Nachrichtenagentur Ilna sagte Irans Vizepräsidentin Sahra Behrus Asar zu, der Sache nachzugehen. "Wir bemühen uns zu klären, woher diese SMS stammen, mit welchem Ziel sie verschickt werden und auf welcher gesetzlichen Grundlage dies geschieht", sagte sie.
Hintergrund ist, dass viele Frauen in den Großstädten die islamischen Kleidungsvorschriften ignorieren – teils aus Protest, teils als Ausdruck von Selbstbestimmung. Auslöser waren die landesweiten Proteste im Herbst 2022 unter dem Motto "Frau, Leben, Freiheit". Konservativen Hardlinern ist die offene Missachtung der Regeln ein Dorn im Auge.
Die Regierung des moderat-konservativen Präsidenten Massud Peseschkian hatte nach Amtsantritt im Sommer 2024 einen moderateren Umgang mit der gesellschaftlichen Realität in Aussicht gestellt, ohne jedoch die Kopftuchpflicht selbst infrage zu stellen. Eine umstrittene Strafrechtsreform liegt derzeit auf Eis.
Regierungssprecherin Fatemeh Mohadscherani bestätigte den Vorgang am Dienstag, verwies jedoch auf die "bitteren Erfahrungen der Vergangenheit" – eine mögliche Anspielung auf das gewaltsame Vorgehen gegen die Proteste vor knapp drei Jahren. Auslöser der Demonstrationen damals war der Tod der jungen iranischen Kurdin Jina Mahsa Amini. Sie war im Herbst 2022 von der Sittenpolizei wegen angeblicher Verstöße gegen die islamischen Kleidungsvorschriften festgenommen worden und starb wenig später in deren Gewahrsam.
Quelle: ntv.de, DPA