"Angriff auf politisches System"Jahrestag des Tiananmen-Massakers: Heftiger Streit zwischen China und den USA

Nach einer Erklärung von US-Außenminister Marco Rubio zum 36. Jahrestag der blutigen Niederschlagung der Proteste auf dem Tiananmen-Platz in Peking ist ein heftiger Streit zwischen China und den USA ausgebrochen. "Die fehlerhaften Aussagen der USA verdrehen böswillig historische Fakten, sind ein Angriff auf Chinas politisches System und Entwicklungsweg und stellen einen schwerwiegenden Eingriff in Chinas innere Angelegenheiten dar", sagte Außenamtssprecher Lin Jian in Peking.
Zuvor hatte Rubio erklärt, die Welt werde "nie vergessen", was am 4. Juni vor 36 Jahren geschah – auch wenn China "aktiv versucht, die Fakten zu zensieren". Der US-Außenminister fügte hinzu: "Heute gedenken wir des Muts der Chinesen, die bei dem Versuch getötet wurden, ihre Grundfreiheiten auszuüben." Rubio galt bereits während seiner Zeit als US-Senator als scharfer Kritiker Chinas und Befürworter der Menschenrechte in autoritär regierten Ländern. Peking sei mit den Aussagen Rubios sehr unzufrieden und weise sie zurück, erklärte Außenamtssprecher Lin. China habe bei den USA Beschwerde eingereicht.
Indes rief Taiwans Präsident Lai Ching-te im Vorfeld einer Mahnwache in Taipeh im Onlinedienst Facebook die "Opfer unserer Vorgänger" in Erinnerung. Autoritäre Regime würden häufig versuchen, die Geschichte zu vergessen, erklärte Lai. Demokratische Gesellschaften wiederum weigerten sich, diejenigen zu vergessen, "die zu dem Ideal der Menschenrechte ihren Teil beigetragen haben". Der taiwanische Präsident warnte zugleich vor zunehmenden Bedrohungen für Demokratien weltweit.
In der Nacht zum 4. Juni 1989 war die chinesische Armee mit Panzern gegen Studentinnen und Studenten vorgegangen, die auf dem Pekinger Tiananmen-Platz für mehr Demokratie demonstrierten. Hunderte, nach einigen Schätzungen sogar mehr als tausend Menschen, wurden damals getötet. China versucht, das Ereignis aus dem nationalen Gedächtnis zu löschen. In China und Hongkong ist das Gedenken an die brutale Niederschlagung verboten. Viele junge Menschen wissen nichts über die Ereignisse.