Wirtschaft

IFO: besonders Freitag beliebt 2,3 Millionen Menschen arbeiten im Homeoffice

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Fast 23 Prozent der Beschäftigten arbeiteten im vergangenen Jahr mindestens zeitweise zu Hause.

Fast 23 Prozent der Beschäftigten arbeiteten im vergangenen Jahr mindestens zeitweise zu Hause.

(Foto: picture alliance/dpa)

Die Corona-Pandemie hat dem Thema Homeoffice einen Schub gegeben. Inzwischen arbeitet gut jeder Fünfte mindestens zeitweise vom heimischen Schreibtisch aus. Fast zweieinhalb Millionen Beschäftigte treten den Weg ins Büro inzwischen gar nicht mehr an. Zudem bildet sich in deutschen Unternehmen so etwas wie eine Kernwoche.

Die Zahl der Beschäftigten, die ausschließlich aus dem Homeoffice arbeiten, hat sich einem Medienbericht zufolge seit der Corona-Pandemie knapp vervierfacht. 2022 arbeiteten in Deutschland 2,3 Millionen Arbeitnehmer komplett von zu Hause aus, wie die "Rheinische Post" Angaben des Bundesarbeitsministeriums auf eine Linken-Anfrage zitiert. Im Jahr 2019 und damit vor der Pandemie waren es demnach nur 674.000. Derweil berichtet das IFO-Institut anhand einer eigenen Umfrage, dass - wenig überraschend - Freitag und Montag die beliebtesten Homeoffice-Tage seien.

Insgesamt wird das Homeoffice dem Ministerium zufolge von immer mehr Arbeitnehmern in Deutschland gelegentlich genutzt - ein Trend, der sich ebenfalls durch die Corona-Pandemie verstärkt hat. Arbeitete 2019 gut jeder zehnte Beschäftigte ab und zu von zu Hause aus, war es demnach im vergangenen Jahr bereits rund jeder Fünfte (22,6 Prozent) - insgesamt 8,4 Millionen.

Unter den Beschäftigten zwischen 15 und 24 Jahren stieg die Zahl der gelegentlichen Homeoffice-Nutzer zwischen 2019 und 2022 der Erhebung zufolge um das Vierfache an. Unter den älteren Beschäftigten zwischen 55 und 64 Jahren verdreifachte sie sich in diesem Zeitraum. In den Altersklassen zwischen 25 und 54 Jahren nahm die Nutzung um mehr als 60 Prozent zu. Bei den Angaben stützte sich das Arbeitsministerium auf Daten aus dem Mikrozensus des Statistischen Bundesamtes.

Freitags sind die Büros leer

Unterdessen hat sich das Münchener IFO-Institut mit der Nutzung der Homeoffice-Tage befasst. Demnach gaben in einer Umfrage 55 Prozent der Unternehmen an, der häufigste Tag für das Arbeiten von zu Hause aus sei der Freitag, gefolgt vom Montag mit 35 Prozent. Befragt wurden 9000 Unternehmen. "Dagegen sind Dienstag, Mittwoch und Donnerstag meistens Präsenztage auch für Beschäftigte, die teilweise zu Hause arbeiten", sagte IFO-Forscher Simon Krause.

Dieses Muster zeigt sich in allen Wirtschaftszweigen und bei kleineren, mittleren wie größeren Firmen, wenn auch auf unterschiedlichem Niveau. "Insbesondere an Freitagen stehen in Unternehmen mit hoher Homeoffice-Quote zahlreiche Büros leer", fügte Krause hinzu.

Über alle Branchen hinweg wird in etwa 64 Prozent der Firmen Homeoffice genutzt, vor allem in Großunternehmen. Industrie und Dienstleister bieten diese Möglichkeit häufiger an als Handel und Baugewerbe. Freitag ist der wichtigste Tag für das Arbeiten von Zuhause bei 66 Prozent der Industriebetriebe und 58 Prozent der Dienstleister, während dieser Anteil im Handel und im Baugewerbe nur etwa 28 Prozent beträgt.

Büro wird vom Arbeitsort zum Ort des Austauschs

"Aus wissenschaftlicher Sicht verbindet ein strukturiertes hybrides Arbeitsmodell – also eine Festlegung von Präsenz- und Homeoffice-Tagen – die Interessen von Unternehmen und Beschäftigten am besten", sagte Krause. Dabei fänden kreative Teamarbeit, Besprechungen und Mentoring vorrangig an den Präsenztagen statt, während Homeoffice für konzentrierte und ungestörte Arbeit genutzt werde. Dabei profitierten die Beschäftigten von mehr Flexibilität und gesparten Pendelwegen, während die Firmen eine gleichbleibende Produktivität und höhere Mitarbeiterbindung erzielten.

"Das Büro entwickelt sich vom Arbeitsort zu einem Ort des persönlichen Austauschs", sagte IFO-Forscher Krause. "In einigen Firmen gibt es keine festen Schreibtische mehr, leere Arbeitsplätze werden zu Besprechungsräumen und Lounges." Sie verringerten ihren Flächenbedarf und sparten Kosten ein. "In den Städten trifft die geringere Büronutzung besonders stark die Innenstädte mit großer Bürodichte, die wegen Homeoffice auch unter niedrigeren Einzelhandelsumsätzen leiden", sagte Krause.

Angesichts der zunehmenden Arbeit aus dem Homeoffice forderte Linken-Politikerin Susanne Ferschl jedoch Schutzmaßnahmen für eine klare Trennung von Arbeit und Freizeit. "Zahlreiche Studien belegen, dass Beschäftigte durch ständige Erreichbarkeit, erhöhte Flexibilitäts-Anforderungen und Arbeitsverdichtung einer höheren Stressbelastung ausgesetzt sind", sagte sie. Daher müssten Arbeitgeber durch klare Regelungen wie die Arbeitszeitdokumentation oder ein Recht auf Nicht-Erreichbarkeit in die Pflicht genommen werden.

Quelle: ntv.de, jwu/AFP

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