Mega-Deal mit Boeing erwartet Air India geht bei Airbus zum Großeinkauf
14.02.2023, 16:22 Uhr
Allein vom Modell A320neo will Air India 210 Exemplare bestellen.
(Foto: REUTERS)
Nach fast 70 Jahren entlässt Indien seine staatliche Airline im vergangenen Jahr in die Selbstständigkeit. Nun will die Gesellschaft ihren Flugzeugbestand deutlich ausbauen. Insgesamt stehen fast 500 Maschinen auf der Einkaufsliste. Eine erste Vereinbarung schließt das Unternehmen nun mit Airbus.
Die Fluggesellschaft Air India will 250 Jets von Airbus kaufen. Das Unternehmen habe eine Absichtserklärung über 210 Maschinen aus der Mittelstreckenjet-Familie A320neo sowie 40 Großraumflieger vom Typ A350 abgeschlossen, sagte der Chef der Air-India-Mutter Tata Group, Natarajan Chandrasekaran, bei einem Online-Briefing mit dem indischen Regierungschef Narendra Modi und Frankreichs Präsident Emmanuel Macron. Eine Kaufsumme wurde nicht genannt, der Katalogpreis (Stand 2018) beträgt mehr als 36 Milliarden Dollar. Er wird aber so gut wie nie gezahlt.
Mit Boeing vereinbarte Air India nach Angaben von US-Präsident Joe Biden zudem den Kauf von insgesamt 220 Maschinen: Dabei handelt es sich um 190 Mittelstreckenflieger vom Typ 737 Max sowie 30 Langstreckenjets, aufgeteilt auf 20 Exemplare der 787 und 10 der größeren 777X. Nach Listenpreisen hat die Bestellung einen Umfang von 34 Milliarden Dollar. Großkunden erhalten allerdings Rabatte, die nicht veröffentlicht werden. Zudem gibt es Optionen für 70 weitere Boeing-Maschinen, so dass 290 zusammenkommen könnten.
Airbus erwartet großes Marktwachstum
Air India will mit dem Großeinkauf seine Flotte mit sparsameren Maschinen erneuern und von der Erholung des Luftverkehrs von der Corona-Krise profitieren. "Die Zeit ist reif, um Indien zu einem internationalen Drehkreuz zu machen", sagte Airbus-Chef Guillaume Faury. Airbus rechnet mit einer Zunahme der Passagiere auf dem indischen Markt von 165 Millionen 2019 auf 641 Millionen 2041. Air India will Fluggäste von den arabischen Fluggesellschaften Emirates und Qatar Airways zurückgewinnen. Diese befördern seit Jahren Passagiere aus Indien in die USA und nach Europa - über ihre Drehkreuze Dubai und Doha.
Tata und Air India verhandelten nach eigenen Angaben seit zwei Jahren mit Airbus. Laut Tata-Chef Chandrasekaran hat sich Air India bei Airbus Optionen gesichert, die Bestellung deutlich auszuweiten. Gerade bei den Jets aus der A320neo-Familie ist Airbus auf Jahre ausgebucht. Wer heute ein Modell aus dieser Familie bestelle, müsse bis 2029 auf die Auslieferung warten, hatte Verkaufschef Christian Scherer im Januar gesagt.
Staat privatisierte Air India für 2,4 Milliarden Dollar
Air India war im vergangenen Jahr privatisiert worden. Die Gesellschaft fliegt aktuell mit 115 Maschinen. Seit 2006 hat sie keine neuen Maschinen gekauft. Sie war 1953 verstaatlicht und stets von der indischen Regierung finanziell unterstützt worden. Im Januar 2022 verkaufte die Regierung die Airline für 2,4 Milliarden Dollar an die Tata-Gruppe, ein Konglomerat mit Produkten von Tee bis Stahl. Tata macht sich nun daran, die Flotte zu erneuern.
Air India hat auf dem nationalen Markt für Flüge nur einen Marktanteil von 8,7 Prozent - der Billiganbieter IndiGo hat hier allein einen Anteil von 56 Prozent. Bei internationalen Flügen ist Air India noch die Nummer eins im Land. Airline-Chef Campbell Wilson will den Marktanteil bei Inlandsflügen in den nächsten fünf Jahren auf 30 Prozent anheben.
Der europäische Hersteller Airbus ringt wie andere Unternehmen mit Engpässen bei Zulieferern und Arbeitskräften. Immer wieder fehlen wichtige Teile. Im vergangenen Jahr musste die Konzernführung ihr Ziel für die Flugzeugauslieferungen zweimal kappen. Am Donnerstag will Airbus seine Jahresfinanzzahlen veröffentlichen. Bei diesem Termin nennt das Management normalerweise auch seine Ziele für das neue Jahr - samt einer Prognose, wie viele Maschinen der Hersteller ausliefern wird.
Quelle: ntv.de, jwu/dpa/AFP