Wirtschaft

Wie viel Stress bekommen die Banken?Aufseher ernten Gegenwind

23.11.2011, 17:08 Uhr
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Unsicherheit auch im Frankfurter Bankenviertel. (Foto: picture alliance / dpa)

Aufseher machen weltweit den Banken Stress. Krisentests sollen Schwächen aufdecken, doch die Methodik ist umstritten. Die Kritik an der europäischen Aufsichtsbehörde EBA reißt nicht ab. Der Londoner Behörde wird vorgeworfen, die Märkte zusätzlich zu verunsichern. Das mögliche deutsche Sorgenkind Commerzbank zeigt sich - noch - gelassen.

Die Banken sind weltweit im Stress: In Europa und den

USA nehmen Aufseher die Institute unter die Lupe, um Schwächen aufzudecken. In Deutschland

wächst die Sorge, die noch junge europäische Bankenaufsicht EBA könnte einzelne

Häuser mit willkürlich festgelegten Kriterien ohne Not in Probleme stürzen. Die

teilverstaatlichte n, die möglicherweise mehr frisches Kapital braucht

als bislang angenommen, bekräftigte ihre Absicht, eine Lücke aus eigener Kraft zu

schließen.

Noch immer sind die genauen Kriterien des Ende Oktober

von der Politik vereinbarten unklar. Hinter den Kulissen tobt ein

Streit der Aufsichtsbehörden. Die Ergebnisse der Erhebung werden in der nächsten

Woche erwartet. Die EBA soll ermitteln, wie viel Geld Banken brauchen, um bis Ende

Juni 2012 eine harte Kernkapitalquote von neun Prozent zu erreichen, wenn alle Staatsanleihen

zu Marktpreisen bewertet werden. Kernkapital gilt als Puffer für Krisen.

"Die immer wieder neuen Szenarien der EBA sind für

internationale Anleger nicht Vertrauen stiftend. Wir brauchen aber dringend das

Vertrauen in die Leistungsfähigkeit des Währungsraumes", mahnte Sparkassenpräsident

Heinrich Haasis. Der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Öffentlicher Banken

Deutschlands (VÖB), Hans Reckers, warf der Londoner Behörde vor, die Märkte zusätzlich

zu verunsichern. Die EBA schränke "das Zeitfenster der Banken für die Reaktion

auf einen gegebenenfalls identifizierten Kapitalbedarf über Gebühr ein", befand

Reckers.

Blessing macht auf Optimismus

Commerzbank-Chef Martin Blessing bekräftigte, sein Haus

werde die Anforderungen der EBA aus eigener Kraft erfüllen. Gerüchten zufolge droht

der Bank bei dem Blitz-Stresstest eine böse Überraschung. Die Kapitallücke könnte

sich auf rund fünf Milliarden Euro belaufen. Blessing geht weiter von den bisher

erwarteten 2,9 Milliarden Euro aus: "Ich bin nicht bereit, mich auf Vorrat

zu rasieren." Wird die Kapitallücke größer, könnte die Bank möglicherweise

gezwungen sein, erneut zu Staatshilfen zu greifen.

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Ganz besonders unter Stress: Commerzbank-Chef Martin Blessing. (Foto: picture alliance / dpa)

Die Commerzbank-Aktie erholte sich am Mittwoch von ihrem

dramatischen Kurseinbruch des Vortages etwas. Am Vortag war sie nach Spekulationen

über einen deutlich höheren Kapitalbedarf um mehr als 15 Prozent auf ein Rekordtief

von 1,15 Euro abgestürzt.

Auch in den USA soll sich bald zeigen, ob die US-Großbanken

einer neuerlichen Finanzkrise standhalten könnten: Die US-Notenbank Fed prüft bei

ihrem jährlichen Stresstest, wie die wichtigsten Institute des Landes bei einem

dramatischen Wertverlust europäischer Staatsanleihen oder Finanztitel dastehen würden.

Die Fed geht bei ihrem Schock-Szenario von ähnlichen

Verwerfungen aus wie im zweiten Halbjahr 2008, als die Investmentbank Lehman Brothers

wegen Fehlspekulationen auf dem US-Immobilienmarkt zusammengebrochen war und andere

Großbanken nur dank Staatshilfen weiterexistieren konnten. 31 Institute müssen im

Extrem-Szenario beweisen, ob sie eine schwere Rezession verkraften können.

Quelle: wne/dpa