Wirtschaft

Giftschlamm-Lawine in Río Doce BHP und Vale sollen 4,9 Milliarden zahlen

In Brasilien bricht das Klärbecken einer Mine - Millionen Tonnen Giftschlamm ergießen sich in einen Fluss. Von der "größten Umweltkatastrophe in der Geschichte Brasiliens" ist die Rede. Die verantwortlichen Unternehmen wollen davon nichts wissen.

Drei Wochen nach einer giftigen Schlammlawine in Brasilien mit mindestens 13 Toten und elf Vermissten will der Staat die verantwortlichen Bergbaukonzerne auf Schadenersatz in Milliardenhöhe verklagen. Der Generalstaatsanwalt Luis Inacio Adams sagte, er strebe einen Fonds von umgerechnet 4,9 Milliarden Euro an. Aus dieser Summe sollten die geschädigten Menschen abgefunden und der verschmutzte Fluss Río Doce entseucht werden. Eine entsprechende Zivilklage Brasiliens sowie der Bundesstaaten Minas Gerais und Espirito Santo werde am Montag eingereicht.

Stunden zuvor hatte der Eisenerzriese Vale Spuren von Blei und Arsen im zweitgrößten Fluss des Landes eingeräumt, die Verantwortung für die Umweltkatastrophe jedoch abgestritten. Die beim Unternehmen Vale für Humanressourcen, Gesundheit und Sicherheit zuständige Direktorin, Vania Somaville, sagte bei einer Pressekonferenz in Rio de Janeiro, an verschiedenen Stellen des Río Doce (Süßer Fluss) im Südosten Brasiliens seien auch potenziell giftiges Nickel und Chrom gefunden worden.

Allerdings hätten sich diese Materialien schon vorher im Flussbett oder am Rand des Río Doce befunden, sagte Somaville. Die "gute Nachricht" sei, dass sich die Stoffe nicht im Wasser aufgelöst hätten und dessen PH-Wert unverändert geblieben sei.

Experten: Rio Doce ist tot

Die Äußerungen stehen im Widerspruch zu Erkenntnissen von UN-Experten. Diese hatten vor kurzem festgestellt, dass beim Bersten des Klärbeckens der Bergbaufirma Samarco in der Stadt Mariana am 5. November 50 Millionen Tonnen giftige Überreste der Bergwerksindustrie in die Umwelt gelangten. Samarco gehört zu gleichen Teilen Vale und dem australisch-britischen Rohstoffkonzern BHP Billiton. Alle drei Firmen stellen eine Umweltkatastrophe nach wie vor in Abrede.

Die UN-Experten gelangten dagegen zu dem Schluss, dass das Ausmaß des Umweltschadens 20.000 olympischen Schwimmbecken mit Giftschlamm entspricht. In einem großen Gebiet sind demnach der Boden, die Flüsse und das Wassersystem verseucht. Der Rio Doce gelte den Experten mittlerweile als "tot", erklärt einer der Autoren des UN-Berichts. Der Giftschlamm bewege sich langsam auf den Nationalpark Marinho de Abrolhos zu, wo er eine geschützte Vegetation bedrohe.

Die brasilianische Umweltministerin Izabella Teixeira sprach vor wenigen Tagen von der "größten Umweltkatastrophe in der Geschichte Brasiliens". Tausende Tiere seien verendet, 280.000 Menschen seien von der Wasserversorgung abgeschnitten und hätten kein sauberes Trinkwasser mehr. Der Giftschlamm hatte ein Bergarbeiterdorf unter sich begraben und den Doce auf 500 Kilometern Länge verseucht.

Quelle: ntv.de, bdk/AFP

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