Wirtschaft

Für IT-Leistungen Bahn zahlte zu viel an eigene Tochterfirma

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Zu dem Vorwurf der Geld-Verschiebung äußerte sich die Deutsche Bahn AG nicht.

(Foto: dpa)

300 statt 14,95 Euro? Die Deutsche Bahn soll jahrelang für IT-Leistungen zu viel Geld an das Tochterunternehmen Systel gezahlt haben. Fachleute sehen darin eine Möglichkeit, Gewinne abzuschöpfen. Die Bahn findet das Preis-Leistungs-Verhältnis hingegen "marktüblich".

Die Deutsche Bahn zahlte offenbar über Jahre hinweg viel zu hohe Preise für IT-Dienstleistungen des Unternehmens Systel. Nach einer bis Ende 2019 geltenden Preisliste, die dem ARD-Magazin "Panorama" (NDR) vorliegt, verlangte das Unternehmen Systel mitunter das 20-Fache der marktüblichen Summen - und mehrere Tochter-Unternehmen der Deutsche Bahn AG zahlten. Besonders pikant: Auch Systel selbst ist eins von rund 600 Tochterunternehmen der Bahn. Systel vermietet etwa Speicherplatz auf Servern oder bietet Computer-Support. Das Unternehmen beschäftigt mehr als 4000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Ein von "Panorama" ausgesuchtes Einzel-Angebot für digitale Infrastruktur kostet bei Systel rund 300 Euro pro Monat. Ein vergleichbares Angebot bei einem Anbieter ähnlicher Produkte liegt nach "Panorama"-Recherchen bei 14,49 Euro pro Monat. "Als ich das Angebot gesehen habe, war ich schon überrascht, dass einem Kunden so viel berechnet werden kann", so Felix Preuß, Geschäftsführer des Internet-Dienstleisters netcup. "Den Kunden hätte ich auch gerne."

"Der Verdacht ist immer da"

Fachleute sehen aufgrund dieser Konstruktion die Möglichkeit, dass sich einzelne Bahntöchter wie etwa die DB Netz künstlich ärmer rechnen könnten - um so möglicherweise mehr Geld vom Staat zu bekommen. Denn nicht für alle Tochterunternehmen muss die Bahn laut Handelsgesetzbuch die Bilanzen offenlegen, für die DB Systel GmbH zum Beispiel nicht. "Der Verdacht ist immer da, dass man solche Tochtergesellschaften auch nutzen kann, um Gewinne abzuschöpfen", sagt der Wirtschaftsprofessor und Verkehrsexperte Christian Böttger im Interview mit "Panorama".

Der Mutterkonzern Deutsche Bahn AG bestreitet den Vorwurf der überhöhten Preise. "Das Preis-Leistungs-Verhältnis der DB Systel GmbH ist nachweislich marktüblich", heißt es in einer Stellungnahme. Die Leistungen würden "seit Jahren durch unabhängige Beratungsunternehmen mit vergleichbaren Produkten von Wettbewerbern verglichen." Um welche Beratungsunternehmen es sich handelt, will der Konzern auch auf Nachfrage nicht mitteilen. Auch einen Vergleichsbericht legt er nicht vor.

Zu dem Vorwurf der Geld-Verschiebung äußerte sich die Deutsche Bahn AG nicht. Sie verweist darauf, dass die Praxis, nur Eckdaten von Systel auszuweisen und also den DB Systel Bericht nicht gesondert zu veröffentlichen, nicht regelwidrig sei. "Das entspricht den gesetzlichen Vorgaben", so eine Sprecherin.

Quelle: ntv.de, nan/dpa

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