Millionenschwere Kapitalspritze Bayerischer Flugtaxi-Entwickler Lilium ist Finanzsorgen los
14.07.2023, 17:35 Uhr Artikel anhören
Schafft 250 km/h - der Lilium Jet.
(Foto: IMAGO/Cover-Images)
Die technischen und finanziellen Herausforderungen bei der Entwicklung von Flugtaxis sind enorm, für Investoren ein Risiko. Der bayerische Entwickler Lilium verschafft sich für sein Projekt allerdings ordentlich Luft.
Mit einer Kapitalspritze über 192 Millionen Dollar ist der bayerische Flugtaxi-Entwickler Lilium die größten Finanzsorgen auf dem Weg zu seinem ersten bemannten Flug los. Zu den neuen Aktionären zählt der Startup-Investor Earlybird Ventures, der eine außerbörsliche Platzierung über 42 Millionen Dollar anführte, an der sich auch der deutsche Tech-Investor Frank Thelen und mehrere Lilium-Manager beteiligten, wie das Unternehmen in Weßling bei München mitteilte.
75 Millionen Dollar kamen durch eine Kapitalerhöhung herein. Für diesen Fall hatte der chinesische Großaktionär Tencent zugesagt, seine Kapitalspritze von 100 Millionen um 75 Millionen Dollar aufzustocken. Nach Abschluss der Kapitalerhöhung wird Lilium nach eigenen Angaben 386 Millionen Dollar auf der hohen Kante haben. Damit dürfte die Finanzierung bis zu dem für das zweite Halbjahr 2024 geplanten Erstflug des "Lilium Jet" gesichert sein. Danach will sich das Unternehmen mit Anzahlungen potenzieller Käufer weiterfinanzieren.
Earlybird-Mitgründer Hendrik Brandis sagte dem "Handelsblatt", er sei bei Lilium lange skeptisch gewesen: "Wir gehörten nicht zu den frühen Investoren, weil wir zu großen Respekt vor den technischen und finanziellen Herausforderungen hatten. Aber jetzt sind die wesentlichen Hindernisse überwunden und der Erstflug ist nicht mehr weit entfernt." Die neuen Aktien wurden zu 1,30 Dollar platziert, das ist ein Abschlag von knapp 24 Prozent zum Schlusskurs an der US-Technologiebörse Nasdaq vom Donnerstag. Am Freitag wurden die Papiere vorbörslich bei 1,41 Dollar gehandelt. Der Aktienkurs hat sich in den vergangenen drei Monaten mehr als verdreifacht, das Unternehmen wird mit gut 600 Millionen Dollar bewertet.
Lilium entwickelt einen elektrischen Senkrechtstarter, der vor allem im Kurzstreckenverkehr fliegen soll. Zuletzt hatte das Unternehmen mit einem Demonstrator-Flugzeug eine Geschwindigkeit von 250 Kilometern pro Stunde und damit eine wichtige Schwelle erreicht. Unklar ist noch, wie genau das Geschäftsmodell vieler Unternehmen aussehen wird. Viele der Flugtaxis, die derzeit entwickelt werden, bieten nur wenigen Passagieren Platz. Marktchancen werden für Kurzstreckenflüge vor allem in den dicht besiedelten Metropolen Asiens und Südamerikas gesehen. Lilium setzt auf das Geschäft in China und sicherte sich eine Absichtserklärung über 100 Maschinen von einem Unternehmen aus China, das Hubschrauberdienste im Großraum Guangdong-Hongkong-Macao anbietet.
Quelle: ntv.de, mba/rts