Wirtschaft

Angeblich Käufer für Brasilien-Werk gefunden Befreiungsschlag für ThyssenKrupp?

Das Werk in der Nähe von Rio de Janeiro hat ThyssenKrupp tief in die roten Zahlen gerissen.

Das Werk in der Nähe von Rio de Janeiro hat ThyssenKrupp tief in die roten Zahlen gerissen.

(Foto: picture alliance / dpa)

ThyssenKrupp hat laut einem Medienbericht endlich einen Käufer für das Desaster-Werk in Brasilien gefunden. Es wäre der lang ersehnte Befreiungsschlag: Der schwer angeschlagene Stahlriese droht an den Milliarden-Verlusten in Übersee zu zerbrechen. Der Verkauf könnte sich aber noch hinziehen.

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Der schwer angeschlagene Stahlkonzern ThyssenKrupp steht einem Zeitungsbericht zufolge kurz vor dem Verkauf der Mehrheit an seinem brasilianischen Werk an den einheimischen Konkurrenten CSN. CSN solle einen Anteil von rund zwei Drittel an dem verlustreichen Stahlwerk erwerben, berichtete die brasilianische Zeitung "O Estado de Sao Paulo" auf ihrer Webseite. Zustimmen müsse aber noch der brasilianische Minenbetreiber Vale, der 27 Prozent an dem Werk hält. Die Transaktion solle in den nächsten Tagen bekanntgegeben werden, berichtete die Zeitung.

Ein Insider bremste jedoch die Erwartungen: "Zuletzt ist etwas Bewegung in den Prozess gekommen, eine Entscheidung in den nächsten Tagen wäre aber ein Wunder", sagte eine mit den Verhandlungen vertraute Person. "Auf dem Tisch liegen immer noch mehrere Optionen. Wir sind noch nicht an einem Punkt, an dem wir sagen würden, wir verfolgen jetzt eine bestimmte", fügte sie hinzu.

Verhandlungskreise hatten im Mai verlauten lassen, es werde auch eine Joint-Venture-Struktur diskutiert, in der ThyssenKrupp, CSN und Vale jeweils ein Drittel an dem Werk hielten. Die Verhandlungen kreisten um die Bewertung des Werkes und um die Frage, wer die notwendigen Investitionen von 700 bis 800 Mio. Dollar finanzieren solle.

ThyssenKrupp wollte sich zu dem Bericht nicht äußern und bekräftigte, dass man eine baldige Lösung für das Übersee-Geschäft anstrebe. Die Stahlhütte CSN gilt schon länger als Favorit in den Verkaufsverhandlungen für das brasilianische Werk. An der Börse sorgten die Nachrichten aus Übersee für Kursaufschläge von mehr als zwei Prozent für ThyssenKrupp.

Wegen dem Amerika-Desaster droht dem Stahlriesen sogar eine Kapitalerhöhung. Auch über eine Zerschlagung war spekuliert worden: Angeblich wolle die RAG-Stiftung bei ThyssenKrupp einsteigen, solle sogar das europäische Stahlgeschäft als Herzstück des Konzerns teilweise verkauft werden, hieß es.

Ende mit Schrecken

Laut dem Bericht der brasilianischen Zeitung plant ThyssenKrupp nun aber, zwei Drittel seines Anteils an CSN zu verkaufen und mit einem kleinen Anteil an dem Werk beteiligt zu bleiben. Der Essener Konzern versucht seit Monaten, seine beiden Anlagen in Brasilien und Alabama in den USA zu verkaufen. Während Thyssen das Werk in Brasilien gemeinsam mit Vale betreibt, gehört Alabama vollständig zu Thyssen.

Vor allem das Engagement in Brasilien stand von Anfang an unter keinem guten Stern: Der Bau der Anlage dauerte viel länger und kostete mehr als das Doppelte als geplant. Zudem lag die Werksführung mit den brasilianischen Behörden wegen Vorwürfen der Umweltverschmutzung im Clinch. ThyssenKrupp musste Milliarden abschreiben, die Wertverluste der Anlagen stürzten den Ruhrkonzern sogar in die roten Zahlen.

Schon 2010 nahmen beide Werke die Produktion auf, schrieben seitdem aber nur Verluste. Zuletzt legte eine Panne einen der beiden Hochöfen in Brasilien lahm, so dass die Kapazität auf weniger als die Hälfte des Normalbetriebs sank. Insgesamt stehen die beiden Stahlwerke in Amerika mit noch mit 3,4 Mrd. Euro in der Bilanz. Ob und wie viel weiterer Abschreibungsbedarf sich ergibt, hängt nicht nur vom Preis, sondern auch von den Verlustübernahmen ab.

Quelle: ntv.de, hvg/rts/DJ

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