EADS-BAE Systems "schadet uns nicht" Boeing lässt Megafusion kalt
13.09.2012, 02:56 Uhr
Boeing F-15: ein direkter Konkurrent von Tornado (BAE) und Eurofighter.
(Foto: picture alliance / dpa)
Da wollen sich die beiden mächtigsten Waffenschmieden Europas - EADS und BAE Systems - zusammenschließen. Aber der Hauptkonkurrenten aus den USA, Boeing, ist alles andere als beeindurckt - dank des "tiefen Glaubens" an die eigene Stärke. Im fliegenden Rüstungsbereich hört diese vor allem auf das Kürzel "F". Die Europäer kontern mit Tornado und Eurofighter.
Ganz nach dem Motto "Wen kümmert's?" zeigt sich der US-Flugzeugbauer Boeing von den Fusionsverhandlungen des europäischen Luftfahrtkonzerns EADS mit dem britischen Unternehmen BAE Systems unbeeindruckt. Er habe einen "tiefen Glauben" an die Stärke des Unternehmens, sagte der Boeing-Vorstandsvorsitzende Jim McNerney. "Ich sehe das nicht als etwas an, das uns fundamental schaden könnte." Vielmehr verdeutliche der Schritt eine "globale Konsolidierung", die gerade stattfinde.
Fusionsgerüchte hatte es bereits länger gegeben. Nun scheinen EADS und BAE Systems Ernst zu machen. Die beiden Unternehmen wollen sich zum umsatzstärksten Luftfahrt- und Rüstungskonzern der Welt zusammenschließen. Die deutsch-französische EADS und der britische Wettbewerber teilten mit, über eine Milliardenfusion zu verhandeln. Mit einem Zusammenschluss würden die beiden Europäer den US-Konkurrenten Boeing von der Weltspitze verdrängen.
"Die mögliche Verschmelzung würde einen weltweit führenden internationalen Konzern in den Bereichen der Luft- und Raumfahrt, Rüstung und Sicherheit mit wesentlichen Produktions- und Technologiekapazitäten in Frankreich, Deutschland, Spanien, Großbritannien und den USA schaffen", gaben beide Unternehmen bekannt. Kreisen zufolge dürfte die Fusion bei den Kartellbehörden keine Bedenken auslösen, da es wenig Überschneidungen gibt.
75 Milliarden Euro Umsatz
EADS und BAE Systems arbeiten bereits seit längerer Zeit zusammen und sind derzeit Partner in einer Reihe von Projekten wie dem Kampfflugzeug Eurofighter. Beide Unternehmen sollen bei einer Fusion als eine Gruppe agieren, aber an der Börse getrennt geführt werden. Sollte es zu einer Transaktion kommen, würden die BAE-Aktionäre mit 40 Prozent und die EADS-Aktionäre mit 60 Prozent an dem neuen Rüstungsgiganten beteiligt.
BAE Systems ist nach Reuters-Berechnungen derzeit 13,4 Mrd. Euro an der Börse wert, EADS 23,2 Mrd. Euro. Zusammen kommen die beiden Konzerne damit auf eine Marktkapitalisierung von rund 36,6 Mrd. Euro. Auf Basis der Zahlen vom vergangenen Jahr hätten die beiden Unternehmen zusammengerechnet 220.000 Mitarbeiter weltweit und würden einen Umsatz von rund 72 Mrd. Euro erwirtschaften. Die Fusionsgespräche laufen bereits seit mehreren Monaten. Einer Transaktion müssten die Verwaltungsräte von EADS und BAE noch zustimmen.
Von Tornado bis Eurofighter
BAE Systems stellt Tornado-Kampfjets her und ist Mitglied des Eurofighter-Konsortiums. Wegen der vielerorts zusammengestrichenen Wehretats hatte das Unternehmen im Frühjahr ein schwaches Jahr in Aussicht gestellt. Der Konzern macht 47 Prozent seines Umsatzes in den USA und 29 Prozent in Großbritannien.
EADS wurde im Juli 2000 gegründet. Der Konzern entstand aus einer Fusion der deutschen DASA, der französischen Aerospatiale-Matra und der spanischen Casa. EADS ist die Muttergesellschaft des Flugzeugbauers Airbus. Bei dem Zusammenschluss wird EADS von Lazard, Evercore und Perella beraten, BAE von Morgan Stanley und Goldman Sachs.
An der Londoner Börse schlossen die Aktien von BAE Systems knapp elf Prozent höher auf 353 Pence, während die Papiere von EADS um 5,6 Prozent einbrachen.
Quelle: ntv.de, bad/AFP/rts