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Lufthansa muss Umweg fliegen Chinas Airlines verdrängen europäische Konkurrenz

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Chinas Fluggesellschaften weiten ihr Angebot aus.

Chinas Fluggesellschaften weiten ihr Angebot aus.

(Foto: picture alliance / Rene Traut Fotografie)

Europäische Fluggesellschaften streichen Verbindungen von und nach China. Doch Airlines der Volksrepublik dagegen weiten ihr Angebot massiv aus - und drängen Lufthansa, Air France und British Airways in die Defensive.

In die Verbindungen von und nach China haben europäische Fluggesellschaften viel Hoffnung gesetzt. Doch die Realität hat sie mittlerweile eingeholt: Während westliche Airlines ihr Angebot auf den Strecken zusammenstreichen, baut die chinesische Konkurrenz ihr Angebot massiv aus.

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Das hat mehrere Gründe. Seit dem Krieg in der Ukraine ist Russlands Luftraum für europäische Airlines wie Lufthansa, Air France und British Airways gesperrt. Sie müssen deshalb einen großen Umweg über die Türkei und Zentralasien fliegen, während die Chinesen weiterhin die kürzeste Route nehmen dürfen.

Längere Flüge bedeuten für Airlines höhere Kosten. Steve Saxon, ein Partner der Unternehmensberatung McKinsey, sagte dem US-Sender CNN, eine zwei Stunden längere Flugreise verursache zusätzliche Treibstoffkosten von 8000 bis 10.000 Dollar. Hinzu kommen höhere Kosten für die Besatzung, die dann länger im Dienst ist. Außerdem müssten Airlines zusätzliche Flugzeuge einsetzen, um die Route zu bedienen. Denn nach einer bestimmten Anzahl von Flugstunden muss jede Maschine zur intensiven Kontrolle.

Aufgrund der chinesischen Konkurrenz können diese Kosten nicht einfach auf die Kunden umgelegt werden - denn dann würden sich viele von ihnen für die günstigere Alternative aus China entscheiden. Europäische Airlines haben auf den Strecken ohnehin schon an Attraktivität eingebüßt: Wer sich zwischen einem zehn- und einem zwölfstündigen Flug entscheiden muss, wählt gerne den kürzeren.

"Ganz schwierig"

Für die Lufthansa und andere europäische Anbieter werden die Verbindungen damit weniger lukrativ. Viele Airlines berichten von einer geringen Nachfrage im Westen nach China-Reisen. British Airways kündigte kürzlich an, ab Ende Oktober für mindestens ein Jahr nicht mehr von London nach Peking zu fliegen. Virgin Atlantic streicht nach 25 Jahren die Verbindung von London nach Shanghai. Bei der Lufthansa war die geringe Rentabilität von China-Flügen eine von mehreren Ursachen für ein schwaches erstes Halbjahr. "China ist ganz schwierig zur Zeit, weil die chinesischen Carrier so viele Kapazitäten auf den Markt werfen", sagte Lufthansa-Chef Carsten Spohr im Juni. Die Marge sei "nicht so doll".

"Europäische Airlines befinden sich mit China, ebenso wie mit den Fluggesellschaften vom Persischen Golf und Bosporus, in einem extrem ungleichen Wettbewerb", sagte eine Lufthansa-Sprecherin dem "Handelsblatt". Die Airlines aus diesen Staaten würden von niedrigen Standortkosten, geringen sozialen Standards und hohen staatlichen Investitionen in den Luftverkehrssektor profitieren.

Der Anteil der chinesischen Fluggesellschaften wächst. "Chinesische Fluggesellschaften haben in der Regel bis zu 30 Prozent niedrigere Kosten als ihre internationalen Konkurrenten", erklärt John Grant, Reisedatenexperte von OAG. Fluggesellschaften der Volksrepublik profitieren außerdem von dem Wunsch vieler Chinesen, unbedingt mit chinesischsprachiger Kabinenbesatzung zu fliegen.

Für die europäischen Anbieter kommt erschwerend hinzu, dass sich die Nachfrage nach Flügen zwischen China und dem Westen seit dem Ende der Corona-Pandemie nur schleppend erholt. Im Juli gab es insgesamt 23 Prozent weniger Flüge von und nach China als im gleichen Monat des Jahres 2019, wie die Daten der Analyse-Firma Cirium zeigen.

Chinesen weiten Angebot aus

Chinesische Fluggesellschaften haben dem "Handelsblatt" zufolge ihr Sitzplatzangebot zwischen europäischen und asiatischen Metropolen im August gegenüber 2019 um gut 30 Prozent erhöht. Die Zeitung beruft sich auf Cirium-Daten, die Frankfurt, München, London und Paris in Europa sowie Peking und Shanghai in China berücksichtigen. In der gleichen Zeit hätten Lufthansa, British Airways und Air France ihre Kapazität um fast 40 Prozent reduziert.

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Die Zahl der Flüge zwischen China und Deutschland wird durch ein Luftverkehrsabkommen geregelt. Laut "Handelsblatt" waren bisher jeweils bis zu 55 Passagier- und bis zu 38 Frachtflüge pro Woche vereinbart. Während Deutschland diese Zahl nicht ausschöpfe, nutze die chinesische Seite die Kapazität voll. Im Frühjahr habe China angefragt, das Angebot an Passagierflügen zu erhöhen, zitiert die Zeitung einen Sprecher des Bundesverkehrsministeriums. Im Gegenzug habe die deutsche Seite mehr Frachtverbindungen nach China gewollt.

Deutsche Anbieter haben demnach insgesamt 17 weitere Frachtflüge bekommen. Chinesische Airlines dürfen ab Sommer kommenden Jahres vier zusätzliche Flüge pro Woche anbieten, vier weitere im darauffolgenden Herbst. Das sollen deutlich weniger als erhofft sein.

Quelle: ntv.de, mit rts

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