Goldman Sachs soll helfen Commerzbank will Übernahme verhindern
12.09.2024, 10:37 Uhr Artikel anhören
Schon länger wird darüber spekuliert, dass die Unicredit die Commerzbank schlucken will. Inzwischen ist die italienische Großbank bei den Frankfurtern eingestiegen. Eine Übernahme will die Coba abwenden - und holt sich prominente Hilfe.
Die Commerzbank will Insiderangaben zufolge eine mögliche Übernahme durch die italienische Großbank Unicredit abwehren. Das Management habe sich über Strategien ausgetauscht, um die Unabhängigkeit des Geldhauses zu bewahren, sagte eine mit der Angelegenheit vertraute Person.
Zwei weiteren Personen zufolge ist das Institut gemäß rechtlicher Verpflichtungen zwar zu Gesprächen bereit, wenn Unicredit ein formelles Angebot vorlegt. Der Vorstand strebe aber einen eigenständigen Kurs an. Zudem verlautete aus Unternehmenskreisen, dass die US-Bank Goldman Sachs als Beraterin beauftragt worden sei, um verschiedene Abwehroptionen auszuloten. Die Commerzbank lehnte eine Stellungnahme ab.
Die Italiener hatten bei dem angekündigten Verkauf von Aktien durch den Bund zugeschlagen und weitere Anteile am Markt zugekauft. In Summe halten die Italiener jetzt rund neun Prozent der Commerzbank-Aktien.
Rund die Hälfte ihrer Commerzbank-Aktien erwarb die Unicredit am Mittwoch vom deutschen Staat. Der Bund verkaufte im Rahmen des Teilausstiegs knapp 4,5 Prozent an die Italiener. Diese waren bereit, deutlich mehr zu zahlen, als die Papiere am Dienstagabend an der Börse wert waren. Alle vom Bund offerierten Aktien seien "infolge einer deutlichen Überbietung aller übrigen Angebote" an die Unicredit zugeteilt worden, wie die zuständige Finanzagentur des Bundes in Frankfurt mitteilte. Üblich sind bei solchen großen Platzierungen eigentlich Abschläge.
Unicredit bereits in Deutschland
In diesem Zusammenhang bemerkenswert: Nach ntv-Informationen aus Unternehmenskreisen wurden sowohl die Commerzbank als auch der Bund vom Unicredit-Einstieg überrascht. Es habe keinerlei Hinweise und Gespräche im Vorfeld gegeben. Man werte das als "unfriendly" und geht davon aus, dass die Unicredit die Bank übernehmen will.
Unicredit erklärte, man werde zusammen mit der Commerzbank Möglichkeiten zur Wertsteigerung für die Aktionäre beider Banken erörtern. Wenn nötig, werde man regulatorische Genehmigungen für eine mögliche Ausweitung des Anteils auf mehr als 9,9 Prozent einholen.
Die Commerzbank teilte lediglich mit, man habe den Einstieg zur Kenntnis genommen, und ließ ihr weiteres Vorgehen offen: "Vorstand und Aufsichtsrat der Commerzbank werden weiterhin im besten Interesse aller unserer Anteilseigner sowie von Mitarbeitenden und Kunden handeln."
Die Unicredit hatte bereits vor knapp 20 Jahren im deutschen Bankenmarkt zugeschlagen. 2005 kaufte sie die deutsche Hypovereinsbank (HVB) für rund 15 Milliarden Euro und ist seitdem stark im deutschen Privatkundenmarkt vertreten. Schon in den vergangenen Jahren wurde immer wieder darüber spekuliert, dass die Italiener die Commerzbank übernehmen und mit ihrer deutschen Tochter Hypovereinsbank verschmelzen.
Die Unicredit und die Commerzbank gehörten in der Finanz- und Wirtschaftskrise 2008/2009 und in der EU-Schuldenkrise Anfang des vergangenen Jahrzehnts zu den größten Verlierern am Aktienmarkt. Die Kurse beider Institute waren zeitweise um mehr als 90 Prozent gefallen. Inzwischen hat sich die Lage für beide Banken unter anderem wegen der zuletzt wieder deutlich höheren Zinsen stark verbessert. Bei der Unicredit fiel die Erholung allerdings deutlich stärker aus.
Quelle: ntv.de, jki/rts