Folge hoher Energiekosten DIW-Chef: Meine größte Sorge sind Privatinsolvenzen
10.09.2022, 21:15 Uhr
Der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung, Marcel Fratzscher, geht davon aus, dass viele Menschen künftig ihre Strom- und Gasrechnungen nicht mehr bezahlen können. Seiner Einschätzung nach muss die Bundesregierung die jetzigen Hilfen drastisch erhöhen.
Der Wirtschaftsexperte Marcel Fratzscher sieht Bevölkerung, Wirtschaft und Politik in Deutschland infolge der Energiekrise vor schweren Jahren. "Wir reden viel über Unternehmensinsolvenzen, meine größte Sorge aber sind Privatinsolvenzen", sagte der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) dem RedaktionsNetzwerk Deutschland zufolge. Viele Menschen könnten künftig ihre Strom- und Gasrechnungen nicht mehr bezahlen. "Die Bundesregierung wird die jetzigen Hilfen über die nächsten sechs Monate verdoppeln oder sogar verdreifachen müssen."
Fratzscher rechnet mit einem grundlegenden Umbruch in der Unternehmenswelt. "Die bittere Wahrheit ist, wir werden einen riesigen Strukturwandel in der deutschen Wirtschaft erleben", sagte der Ökonom. "Viele energieintensive Unternehmen werden es nicht überleben." Das Land müsse sich auf dauerhaft höhere Kosten für Gas und andere fossile Energieträger einrichten. "Das wird sich so lange fortsetzen, bis wir den Umstieg auf erneuerbare Energien ausreichend gemacht haben."
Für die Volkswirtschaft prognostizierte der DIW-Chef eine jahrelange Phase von Konjunkturschwäche und Inflation. "Meine Sorge ist gar nicht so sehr, dass wir in den nächsten zwei Quartalen schrumpfen werden, sondern dass es auch danach keine Erholung geben wird", sagte Fratzscher. "Wir rechnen mit einer schrumpfenden Wirtschaft für das Gesamtjahr 2023, und auch 2024 wird nicht so ein gutes Jahr werden", erläuterte er. "Wir werden uns auf einige Jahre Stagflation einrichten müssen."
Quelle: ntv.de, jki/rts