Schlappe für Brüssel Ostsee-Fischer dürfen trotz Verbot weiter Hering fangen
28.10.2025, 11:26 Uhr Artikel anhören
Für kleine Küstenfischer gelten Ausnahmen - auch im kommenden Jahr.
(Foto: picture alliance / Peter Schickert)
Die Fischbestände in der Ostsee sind stark bedroht, Fangverbote gelten fast überall. Brüssel will auch die Ausnahme kippen, doch die EU-Staaten lehnen ab - zur Freude deutscher Fischer.
Auf Drängen Deutschlands haben sich die EU-Landwirtschaftsministerinnen und -minister im Fischereistreit mit Brüssel geeinigt. Ausnahmen für kleine Küstenfischer mit speziellem Fanggerät soll es weiter geben, berichtet das Bundeslandwirtschaftsministerium. Damit dürfen die deutschen Ostsee-Fischer trotz weitreichender Fangverbote im kommenden Jahr weiter geringe Mengen Hering fischen.
Da die Fischbestände in der Ostsee bedroht sind, schränkt die EU die erlaubten Fangmengen seit Jahren ein. Künftig will sie diese sogar weiter senken und Ausnahmen abschaffen. Die EU-Kommission konnte sich damit bislang aber nicht durchsetzen. Auch eine Ausnahme für Hobby-Angler bleibt bestehen: Sie dürfen weiterhin einen herangezogenen und in der Ostsee ausgesetzten Lachs pro Tag aus dem Meer ziehen.
Mit Ausnahme der Küstenfischer ist Hering in der für Deutschland relevanten westlichen Ostsee nur als Beifang erlaubt. Als Beifang werden Fische bezeichnet, die unerwünscht ins Netz gehen und dabei häufig verenden. Für Dorsch gilt in der gesamten Ostsee ein Fangverbot. Die EU legt für den Beifang ebenfalls Quoten fest. Diese sollen nach Angaben des dänischen Landwirtschaftsministers Jacob Jensen im kommenden Jahr gleichbleiben.
In der Ostsee gelten unterschiedliche Fangquoten
"Die Fischerei an unseren Küsten ist weit mehr als ein Wirtschaftszweig - sie ist ein einzigartiges Kulturgut und ein Stück unserer Heimat", erklärte Bundeslandwirtschaftsminister Alois Rainer von der CSU. "Das müssen wir bewahren." Er erklärte, die Einigung halte die "Balance zwischen Schutz und Nutzung".
Die EU-Staaten lehnten einen Teil der Empfehlungen der EU-Kommission mit ihrer Einigung ab. Brüssel hatte auf Basis der Daten des Internationalen Rates für Meeresforschung (ICES) eine deutlichere Einschränkung der der Fangquoten gefordert.
Für die verschiedenen Bereiche des Meeres gelten unterschiedliche Fangquoten. Im Gegensatz zu den westlichen Gebieten ist die Heringsfischerei anderswo in der Ostsee erlaubt. In der zentralen Ostsee soll die erlaubte Fangmenge im kommenden Jahr um 15 Prozent steigen. Im Bottnischen Meerbusen sinkt die Menge hingegen um 40 Prozent, außerdem soll während der Leichzeit ein dreimonatiges Fangverbot gelten.
Für deutsche Fischer sind auch die Quoten für Sprotte und Scholle relevant. Die erlaubte Fangmenge für Sprotte steigt im kommenden Jahr um fast die Hälfte, für Scholle sinkt sie leicht um drei Prozent.
Quelle: ntv.de, lwe/AFP