Wirtschaft

EZB leitet Kurswechsel ein Deutsche Sparer bluten weiter

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(Foto: REUTERS)

Die EZB will ab Januar die Geldpolitik verschärfen. Besteht für deutsche Sparer tatsächlich Hoffnung auf eine Zinswende?

Die US-Notenbank hat in diesem Jahr die Leitzinsen bereits zwei Mal erhöht, im Oktober mit dem Abbau der Bilanzsumme begonnen und dürfte im Dezember die Zinsen erneut anheben. Dennoch sind die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen im Rückwärtsgang. Als sie Ende Oktober noch bei 2,46 Prozent lagen, sprach der "Anleihen-König" Jeff Gundlach von "einem Moment der Wahrheit" am Anleihenmarkt und signalisierte einen Ausbruch nach oben. Daraufhin sind die US-Anleihen auf 2,31 Prozent gesunken, was dem niedrigsten Niveau seit Mitte Oktober entspricht.

Woran das liegt? Investoren befürchten, dass es US-Präsident Donald Trump sehr schwer fallen wird, eine Steuerreform durch den Kongress zu bringen. Sollte die Reform tatsächlich scheitern, während die Fed die Leitzinsen weiter anhebt, würde das die Wirtschaft zusätzlich belasten. Daher greifen Investoren bei zehnjährigen US-Anleihen zu, woraufhin die Zinsen sinken und jene für Bundesanleihen mit nach unten ziehen.

EZB halbiert Kaufvolumen

Während viele institutionelle Investoren und Privatanleger gerade die Zinsen für zehnjährige Bundesanleihen im Auge haben, die auf 0,32 Prozent gesunken sind, ist die Entwicklung bei einjährigen Papieren noch bemerkenswerter. Sie sind ebenfalls auf dem Weg nach unten und nehmen mit minus 0,76 Prozent das Rekordtief vom März, welches bei minus 0,95 Prozent lag, ins Visier. Verantwortlich dafür ist vor allem die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank. Nach der Sitzung am 26. Oktober hat EZB-Chef Mario Draghi gesagt, dass das Anleihenkaufprogramm zwar ab Januar 2018 auf netto 30 Milliarden Euro halbiert werde. Allerdings werde es nicht "abrupt" auslaufen.

So sind die Bruttokäufe, also die tatsächlichen Käufe von Staatsanleihen und anderen Papieren, größer, weil die EZB weiterhin auslaufende Anleihen in neue umtauschen wird. Anfang November hatte die Zentralbank erstmals bekannt gegeben, dass sich dieses "Umtausch"-Volumen in den zwölf Monaten bis Oktober 2018 auf knapp 130 Milliarden Euro summieren wird. Das entspricht durchschnittlich 10,8 Milliarden Euro pro Monat.

Käufe der EZB übersteigen Nettoemission

Die entscheidende Frage bleibt aber, ob die Zinsen steigen werden, weil die EZB das Nettovolumen auf 30 Milliarden Euro halbiert hat. Eine einfache Rechnung hilft bei der Antwort: In diesem Jahr kauft die EZB Staatsanleihen im Umfang von rund 600 Milliarden Euro. Die Nettoemission von Staatsanleihen der 19 Euro-Länder liegt aber bei lediglich rund 200 Milliarden Euro. Durch die massiven Käufe der EZB sinkt also der Anleihenbestand, der für institutionelle Investoren, wie Versicherer oder Pensionsfonds, und Privatanleger zur Verfügung steht. Damit treibt die EZB die Preise nach oben und die Zinsen nach unten.

Für zinshungrige Anleger bleibt nur die Option etwas mehr Risiko einzugehen, um attraktivere Renditen zu ergattern. Eine Möglichkeit sind Nachranganleihen, die von Banken begeben werden. Sie bieten in der Regel feste, jährliche Zinszahlungen, die deutlich über der Rendite von Staatsanleihen liegen, dafür werden die Anleihen im Insolvenzfall erst nach allen anderen bedient.

Besserung in Sicht?

Selbst wenn die EZB im Jahr 2018 die Nettokäufe von Staatsanleihen mehr als halbieren und nur bis September laufen lassen sollte, würde das immer noch das Nettoemissionsvolumen leicht übersteigen. Damit nimmt der Druck auf institutionelle Investoren und Privatanleger zwar etwas ab, aber der zur Verfügung stehende Anleihenbestand sinkt weiter. Folglich besteht weiterhin Preisdruck nach oben und somit Abwärtsdruck auf die Zinsen. Wie sich die Lage ab Oktober 2018 entwickelt, hängt davon ab, in welchem Ausmaß die EZB weiterhin kaufen wird.

Eine nachhaltige Zinswende ist daher aus heutiger Sicht so schnell nicht zu erwarten. Vielmehr könnten die Renditen für Bundesanleihen weiter sinken, der Zinshunger muss vermutlich noch einige Zeit über andere Papiere gestillt werden.

Quelle: ntv.de

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