Wirtschaft

So viel Arbeit wie früher Forscher entdecken keine Lust auf Freizeit

Gerade jüngere Berufseinsteiger mit Teilzeitstellen wollen oft gern mehr arbeiten.

Gerade jüngere Berufseinsteiger mit Teilzeitstellen wollen oft gern mehr arbeiten.

(Foto: imago/Westend61)

Zu Hause chillen statt im Büro den Buckel krumm machen - so ticken die jungen Leute, denken viele. Falsch, sagen jetzt Forscher. Die Deutschen möchten gern viel arbeiten. Und zwar nicht nur die Jungen.

Die Deutschen wollen nach Erkenntnissen von Arbeitsmarktforschern heute genauso viel arbeiten wie früher. Einen großen Trend zur Freizeit könnten sie anhand von Befragungsdaten nicht erkennen, auch bei jüngeren Menschen nicht, schreiben Enzo Weber und Franziska Zimmert vom Nürnberger Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) in einer neuen Studie. Frauen mit einem Teilzeitjob wollten heute sogar etwas mehr arbeiten: 26 statt - wie noch 1985 - 22 Stunden pro Woche.

Linken-Fraktionvize Susanne Ferschl sagte: "Der Wunsch nach längeren Arbeitszeiten ist vor allem in einer bestimmten Gruppe verbreitet, bei Frauen zwischen 26 und 35 Jahren. Viele dieser Frauen stecken unfreiwillig in der 'Teilzeitfalle', nachdem sie ihre Arbeitszeit zuvor reduziert haben." Sie forderte daher erneut ein Rückkehrrecht in Vollzeit.

Die IAB-Forscher schreiben, die Arbeitswelt habe sich verändert; der Alleinverdienerhaushalt gehöre weitgehend der Vergangenheit an. Und viele Beschäftigte wünschten sich daher im Lauf ihres Lebens mehr Flexibilität bei ihrer Arbeitszeit. "Man sollte dabei nur nicht davon ausgehen, dass die Menschen heute generell weniger arbeiten möchten." Gerade die Jüngeren mit Teilzeitstellen würden zu Beginn ihres Berufslebens häufig gerne mehr arbeiten.

Mehr Frauen arbeiten

Für ihre Untersuchung haben die Forscher Daten des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP) zu Arbeitszeitwünschen von Angestellten, Arbeitern und Beamten zwischen 1985 und 2016 ausgewertet. Die Beschäftigten wurden jährlich zu ihrer bevorzugten Wochenarbeitszeit in Stunden befragt. Dabei sollten sie bedenken, dass sie bei weniger Arbeit auch weniger verdienen würden.

Bei allen Beschäftigten zeigte sich in den vergangenen Jahren bei der gewünschten Arbeitszeit tatsächlich ein Trend nach unten. Dies liege aber schlicht daran, dass heute mehr Frauen arbeiten und diese im Schnitt deutlich kürzere Arbeitszeiten wünschen als Männer, erklären Weber und Zimmert. Sowohl Männer als auch Frauen, die einen Vollzeitjob haben, wollen heute aber ungefähr genauso viel arbeiten wie früher. 1985 gaben die Frauen hier 34 Arbeitsstunden pro Woche an, 2016 waren es 36. Bei den Männern blieb die gewünschte Stundenzahl pro Woche bei 39.

Vor allem jüngeren Menschen wird häufig nachgesagt, dass sie heute mehr Wert auf Freizeit legen und weniger arbeiten wollen. Gerade Frauen unter 25 Jahren wollen auch tatsächlich weniger arbeiten, sagen die Forscher: Seit 2009 sind deren Arbeitszeitwünsche um fünf Stunden zurückgegangen. Dafür gebe es aber eine einfache Erklärung: Es gibt immer mehr Studentinnen, und diese wollen normalerweise nur wenige Stunden arbeiten, meist in Minijobs.

Quelle: ntv.de, cam/dpa

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