Wirtschaft

Anleger fliehen aus Papieren Gamesa knickt im Gegenwind ein - Siemens Energy im Sog

Die Grüchte, Siemens energy könnte Gamesa komplett übernehmen und durchregieren, flammen wieder auf.

Die Grüchte, Siemens energy könnte Gamesa komplett übernehmen und durchregieren, flammen wieder auf.

(Foto: imago images/Michael Matthey)

Die Windturbinen sind von den Kunden seit Monaten bezahlt, doch die Kosten steigen seit einiger Zeit. Hinzu kommen die globalen Lieferketten-Probleme sowie zu ambitionierte Pläne. In Summe muss Gamesa seine Prognosen kappen und zieht zugleich die Mutter Siemens Energy in die Tiefe.

Die spanische Windkraft-Tochter Gamesa wird für den Energietechik-Konzern Siemens Energy immer mehr zum Milliardengrab. Zum dritten Mal innerhalb von neun Monaten muss Siemens Gamesa Abstriche an den Prognosen machen und wird wohl auch im neuen Geschäftsjahr 2021/22 (per Ende September) nicht aus den roten Zahlen herauskommen. Wegen der Probleme in Spanien schließt auch Siemens Energy das erste Quartal mit Verlusten ab und muss seine Erwartungen korrigieren.

Gamesa-Vorstandschef Andreas Nauen machte Schwierigkeiten beim Hochlauf der neuen 5.X-Turbinen für Windräder an Land (onshore) für die Verluste verantwortlich. Das habe sich mit länger anhaltenden Engpässen und Verzögerungen bei Zulieferteilen hochgeschaukelt. Nauen will nun mit höheren Preisen und dem Verzicht auf riskante Projekte gegensteuern.

Die Anleger zeigten sich schockiert. Siemens-Gamesa-Aktien brachen in Madrid um bis zu 16 Prozent ein, die im deutschen Leitindex Dax notierten Siemens-Energy-Titel fielen ebenfalls um bis zu 16 Prozent auf den tiefsten Stand seit Oktober 2020. Auch Papiere der Gamesa-Rivalen Vestas und Nordex brachen ein.

Analysten von JP Morgan rechneten vor, Siemens Gamesa werde damit wohl im dritten Jahr in Folge Verluste schreiben. In die Branche könne man nicht investieren, so lange die Unternehmen ihre Erwartungen nicht erfüllten. Analyst Jacob Pedersen von der dänischen Sydbank sprach von einem "perfekten Sturm". Die Kosten für die Turbinen-Hersteller seien nach oben geschossen, bezahlt worden seien die Anlagen aber schon vor Monaten. "Das ist eine riesige Herausforderung."

Sorgenkind statt Hoffnungsträger

Bei Siemens Gamesa summierte sich das zwischen Oktober und Dezember auf einen operativen Verlust von 309 Millionen Euro vor Sondereffekten. Die Logistikkosten seien in den vergangenen Monaten schier explodiert, sagte Nauen. Nachverhandlungen mit den Kunden über den Preis seien schwierig. Viele lenkten aber ein, weil sie kaum eine Wahl hätten. Er räumte aber auch hausgemachte Probleme ein: "Unser Entwicklungs-Zeitplan war vielleicht hier und da ein bisschen zu optimistisch." Er wolle Projekte stoppen, die sich als zu riskant entpuppten.

Die Wind-Tochter soll eigentlich der große Hoffnungsträger von Siemens Energy für die Energiewende sein - ist seit Jahren aber das Sorgenkind. Vorstandschef Christian Bruch hatte das Management von Siemens Gamesa erneut ausgetauscht und im neuen Geschäftsjahr auf eine Wende gehofft. Der neuerliche Rückschlag dürfte die Debatte um eine Komplettübernahme von Siemens Gamesa befeuern. Dann könnten die Münchner besser durchgreifen als bei einem börsennotierten Unternehmen, an dem sie nur 67 Prozent halten.

Wegen der Verluste der Spanier rutschte Siemens Energy in den ersten drei Monaten des Geschäftsjahres mit einem bereinigten operativen Ergebnis (Ebita) vor Sondereffekten von 63 Millionen Euro ebenfalls in die roten Zahlen. Ein Jahr zuvor hatte ein Gewinn von 366 Millionen Euro zu Buche gestanden. Für das Gesamtjahr kalkuliert Bruch nun einen Umsatzrückgang von bis zu zwei (bisher: bis zu ein) Prozent ein; im besten Fall werde der Umsatz aber wie geplant um drei Prozent steigen, weil es im Geschäft mit Gas- und Dampfkraftwerken läuft wie geplant.

Siemens Gamesa rechnet dagegen trotz voller Auftragsbücher mit einem Umsatzminus von bis zu neun Prozent. Die bereinigte operative Umsatzrendite soll im Konzern vor Sondereffekten zwischen zwei und vier Prozent liegen; bisher war von drei bis fünf Prozent die Rede. Ein Fragezeichen setzt Bruch auch hinter das Ziel, im nächsten Geschäftsjahr 2022/23 wie geplant 6,5 bis 8,5 Prozent operative Rendite zu erreichen.

Quelle: ntv.de, jwu/rts

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