Schrecken der Wall Street Gefürchteter Leerverkäufer Hindenburg macht dicht
16.01.2025, 17:03 Uhr Artikel anhören
Der Name des Unternehmens bezieht sich auf den Zeppelin "Hindenburg", der 1937 in New Jersey in Flammen aufging.
(Foto: AP)
Der berüchtigte Shortseller Hindenburg Research beendet seine Attacken. Im vergangenen Jahr hatte er unter anderem die indische Anani Group angegriffen - woraufhin sich 100 Milliarden Dollar Börsenwert in Luft auflösten.
Der amerikanische Leerverkäufer Hindenburg Research löst sich überraschend auf. Gründer Nathan Anderson hatte mit Attacken auf große Unternehmen wie das Konglomerat des indischen Milliardärs Gautam Adani und den Elektro-LKW-Bauer Nikola Schlagzeilen gemacht. "Der Plan war, aufzuhören, wenn wir die Pipeline der Ideen, an denen wir gearbeitet haben, abgeschlossen haben", teilte Anderson auf der Website von Hindenburg mit. "Dieser Tag ist heute."
Die Arbeit für Hindenburg sei "ziemlich intensiv, manchmal allumfassend" gewesen. Er habe viel verpasst - vom Rest der Welt und von den Menschen, die ihm wichtig seien. "Ich sehe Hindenburg jetzt als ein Kapitel in meinem Leben, nicht als etwas, was mich bestimmt."
Anderson hatte seine Firma für Investment-Studien vor acht Jahren gegründet und nach dem deutschen Zeppelin "Hindenburg" benannt, der 1937 im Anflug auf New Jersey spektakulär in Flammen aufging - eines der schwersten Unglücke der Luftfahrt. Hindenburg war laut seiner Selbstdarstellung auf der Suche nach "menschengemachten Katastrophen" wie Bilanzierungs-Verstößen, Missmanagement und heimlichen Aktientransaktionen von Vorständen oder Aufsichtsräten der Unternehmen. Anderson investierte stets sein eigenes Geld und nicht das von Fondsanlegern.
Leerverkäufer - auf englisch "Shortseller" - wie Hindenburg arbeiten mit sogenannten Short-Attacken. Dafür leihen sie sich Aktien, von denen sie glauben, dass der Kurs fallen wird, und verkaufen sie sofort. Danach veröffentlichen sie kritische Berichte über die Unternehmen, oft als Ergebnis monatelanger Recherchen. Wenn der Kurs wie erwartet fällt, weil sich andere Investoren ihrer Ansicht anschließen, können sie die Aktien bis zum Rückgabetermin günstiger zurückkaufen. Die Differenz ist ihr Gewinn. Funktioniert die Strategie nicht, drohen allerdings hohe Verluste.
"Haben Imperien durchgeschüttelt"
Hindenburg hatte sich vor allem mit seiner Wette gegen die indische Adani Group im Jahr 2023 einen Namen gemacht, die dazu führte, dass die Aktien der verschiedenen börsennotierten Gesellschaften des Konzerns mehr als 100 Milliarden Dollar an Wert verloren. Der Leerverkäufer warf Adani vor, Steuerparadiese ungerechtfertigt genutzt zu haben. Das Unternehmen dementierte. Doch die US-Strafverfolgungsbehörden erhoben im November Anklage gegen Gautam Adani, einen der reichsten Menschen der Welt, wegen eines milliardenschweren Betrugs- und Bestechungs-Systems. Nach dem Bekanntwerden des Rückzugs von Hindenburg legten die Aktien mehrerer Adani-Gesellschaften kräftig zu.
"Wir haben einige Imperien durchgeschüttelt, bei denen wir das Gefühl hatten, dass sie durchgeschüttelt werden müssten", schrieb Anderson. Fast 100 Menschen seien zumindest in Teilen aufgrund seiner Arbeit von Regulierungsbehörden zur Rechenschaft gezogen worden. 2020 hatte Hindenburg Research den Elektro-LKW-Bauer Nikola ins Visier genommen. Der Leerverkäufer warf ihm vor, die Anleger hinters Licht geführt zu haben, was seine technologischen Entwicklungen betraf: So sei ein Elektro-Lastwagen, den Nikola in einem Video in voller Fahrt gezeigt hatte, tatsächlich nur einen Hügel hinuntergerollt worden. Ein US-Gericht verurteilte Firmengründer Trevor Milton 2022 wegen Anlegerbetrugs.
Quelle: ntv.de, jga/rts