Ex-Manager in Haft erkrankt Gericht setzt Haftbefehl gegen Middelhoff aus
20.04.2015, 17:38 Uhr
Nach Darstellung seiner Anwälte ist Middelhoff in der Haft schwer erkrankt.
(Foto: dpa)
Fünf Monate lang saß der ehemalige Karstadtchef Thomas Middelhoff wegen Fluchtgefahr in Untersuchungshaft. Mehrfach plädierten seine Anwälte auf Aussetzung des Haftbefehls. Nun hatten sie Erfolg.
Der frühere Topmanager Thomas Middelhoff kommt nach gut fünf Monaten Untersuchungshaft möglicherweise auf freien Fuß. Das Landgericht Essen hat den Haftbefehl gegen den 61-Jährigen außer Vollzug gesetzt, wie ein Gerichtssprecher mitteilte. Vor einer Haftentlassung muss Middelhoff aber Auflagen erfüllen.
Details zu den Auflagen und den Gründen für die Entscheidung nannte der Sprecher zunächst nicht. Weitere Informationen dazu gebe es frühestens am Dienstag per schriftlicher Mitteilung. Wann Middelhoff diese Auflagen erfüllen und freikommen könnte blieb ebenfalls unklar.
Die Verteidigung hatte seit der Verurteilung Middelhoffs Mitte vergangenen Novembers die Freilassung des 61-Jährigen gefordert. Nach Überzeugung der Anwälte ist Middelhoff durch die Haftbedingungen erkrankt. Er leidet demzufolge an einer Autoimmunerkrankung, die in der Haft auftrat und zunächst nur unzulänglich behandelt worden sei. Der Manager ist derzeit zur Behandlung in einer Essener Klinik.
Middelhoff wurde unter anderem wegen Untreue während seiner Zeit als Chef des Karstadt- und Arcandorkonzerns zu einer dreijährigen Gefängnisstrafe verurteilt. Obwohl das Urteil noch nicht rechtskräftig ist, saß der Ex-Manager wegen Fluchtgefahr in Untersuchungshaft. Er war sofort nach dem Urteil Mitte November im Gerichtssaal verhaftet worden. Der Bundesgerichtshof wird wohl erst in einigen Monaten über seine Revision entscheiden. Middelhoff hatte die Taten stets bestritten.
Gesundheitszustand verschlechtert
Bislang hatten das Essener Landgericht und das Oberlandesgericht in Hamm die Fortdauer der Haft mehrfach bestätigt. Selbst das Angebot einer Kaution von 900.000 Euro hatte die Richter zunächst nicht überzeugen können, dass Middelhoff sich nicht der Justiz entziehen würde.
Inzwischen ist bekannt, dass der ehemalige Manager anfangs in der U-Haft im Viertelstundentakt wegen Suizid-Verdachts überwacht wurde, auch nachts. Dadurch habe sich sein Gesundheitszustand stark verschlechtert, argumentieren Middelhoffs Anwälte.
Quelle: ntv.de, mbo/rts/dpa