Wirtschaft

War es das mit der Rally? Gold rauscht in die Tiefe

00:00
Diese Audioversion wurde künstlich generiert. Mehr Infos
Der Goldpreis setzt seinen Rückzug fort.

Der Goldpreis setzt seinen Rückzug fort.

(Foto: REUTERS)

Der Goldpreis schien nur eine Richtung zu kennen: nach oben. Doch plötzlich geht es abwärts. In der Branche gibt man sich gelassen und spricht von einer gesunden Entwicklung.

Die spektakuläre Rally ist beendet - zumindest vorerst. Der Goldpreis ist am heutigen Dienstag den dritten Handelstag in Folge kräftig gesunken, er entfernt sich damit immer weiter vom Rekordhoch. Mitte Oktober hatte die Feinunze des Edelmetalls noch 4381 Dollar gekostet, nun ist sie zehn Prozent günstiger zu haben. Trotz des deutlichen Rücksetzers hat sich Gold seit Jahresbeginn um rund 50 Prozent verteuert.

Gold, Feinunze
Gold, Feinunze 3.948,78

Der Grund für die jüngsten Kursverluste dürften Gewinnmitnahmen von professionellen Investoren und Privatanlegern sein - also von denen, die zuletzt maßgeblich zur Rekordfahrt beigetragen haben.

Gold hat seit Längerem einen Lauf, in weniger als zwei Jahren hat sich der Preis des Edelmetalls verdoppelt. Auslöser der Rally waren Zentralbanken aus Schwellenländern, die mit Goldkäufen ihre Reserven unabhängiger vom Dollar machen wollen. Später setzten auch institutionelle Investoren und private Anleger auf das Edelmetall, um ihre Portfolios vom Dollar weg zu diversifizieren. Andere sahen Gold als Möglichkeit, sich gegen Inflation und geopolitische Gefahren abzusichern.

Für den jüngsten Schub dürfte jedoch vor allem die Furcht verantwortlich gewesen sein, die Rally komplett zu verpassen. "Fomo" heißt dieses Phänomen- "Fear of missing out". Goldgedeckte börsengehandelte Fonds verzeichneten enorme Zuflüsse. Im März hatte der Preis die Schwelle von 3000 Dollar überwunden, im Oktober durchbrach er die Schallmauer von 4000 Dollar.

Der Preis ist so rasant gestiegen, dass in der Branche der Rückgang als eine gesunde Entwicklung betrachtet wird. "Ich glaube, viele Leute würden sogar eine noch stärkere Korrektur als die derzeitige begrüßen", sagte John Reade, Marktstratege beim Lobbyverband World Gold Council, der Goldminenunternehmen vertritt, der "Financial Times". Ein anderer leitender Angestellter einer großen Edelmetallhandelsbank wurde noch deutlicher: "Nur Verrückte haben jemals geglaubt, dass Gold so schnell so hoch steigen würde."

Historische Anomalie

Wie ungewöhnlich das Hochschießen des Goldpreises ist, zeigt eine Studie der Deutschen Bank. Demnach ist Gold seit dem Jahrtausendwechsel die Vermögensklasse, die sich mit Abstand am besten entwickelt hat. Seit dem Jahr 2000 liegt der inflationsbereinigte Wertzuwachs des Edelmetalls bei 7,45 Prozent jährlich. Zur Einordnung: US-Aktien kommen laut der Studie lediglich auf 5,8 Prozent jährlich, deutsche Aktien auf 3,9 Prozent und britische auf 3,3 Prozent.

Diese Outperformance von Gold ist eine historische Anomalie. Der Studie zufolge liegt der inflationsbereinigte Wertzuwachs von Gold über einen Zeitraum von 200 Jahren gerade einmal bei 0,4 Prozent jährlich. Nur Bargeld habe sich mit minus 2 Prozent schwächer entwickelt. Die Performance von Aktien weltweit liege über diesen Zeitraum bei 4,9 Prozent jährlich.

"Gold dürfte unter Druck bleiben, bis das schnelle Geld, das kürzlich in den Markt gekommen ist, wieder herausgespült wurde", so die Analysten der ANZ. Die australische Bank rechnet aber damit, dass der Preis danach wieder anzieht und sagt einen Höchststand von knapp 4600 Dollar je Feinunze bis Juni kommenden Jahres voraus. Der Großbank HSBC und dem Wall-Street-Riesen Goldman Sachs zufolge kann der Preis sogar die Marke von 5000 Dollar je Feinunze knacken.

Ein Blick in die Vergangenheit zeigt jedoch, dass Gold Anlegern auch erhebliche Verluste bescheren kann: Nachdem das Edelmetall bis zum Herbst 1980 eine lange Rally hingelegt hatte, ging es fast 60 Prozent in die Tiefe. Und im September 2011 begann ein Absturz, der erst nach mehr als vier Jahren endete.

Quelle: ntv.de, mit DJ/rts

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen