"Nicht immun gegen Markttrends" Infineon ruft 2024 zum Übergangsjahr aus
06.02.2024, 13:51 Uhr Artikel anhören
Infineon hofft nun auf die zweite Jahreshälfte.
(Foto: picture alliance/dpa)
Der Chiphersteller Infineon senkt die Prognose. Eine maue Nachfrage hier und gefüllte Regale da sorgen für einen eher durchwachsenen Start ins Geschäftsjahr. Die Hoffnungen ruhen auf der zweiten Jahreshälfte. An der Börse kommen die Nachrichten nicht so gut an.
Nach dem Rekordergebnis im vergangenen Geschäftsjahr bekommt Infineon den konjunkturellen Gegenwind stärker zu spüren und schraubt seine Ziele zurück. "Infineon ist nicht immun gegen allgemeine Markttrends", sagte Firmenchef Jochen Hanebeck. "2024 wird ein Übergangsjahr." Statt mit vier Prozent Wachstum rechnet der Chipkonzern nun mit einem Umsatzrückgang von zwei Prozent. Eine Erholung des Geschäfts, vor allem in den konsumnahen Bereichen, komme voraussichtlich erst in der zweiten Jahreshälfte und damit später als bislang gedacht in Gang. Vor diesem Hintergrund will der Chip-Hersteller zudem die Investitionen um etwa 400 Millionen auf 2,9 Milliarden Euro kürzen. Infineon-Aktien rutschten zeitweise um mehr als fünf Prozent ab.
Ein Sorgenkind des Münchener Konzerns ist die Sparte Power & Sensor Systems (PSS), deren operatives Ergebnis im abgelaufenen Quartal um etwa zwei Drittel eingebrochen ist. Weil die Regale der Abnehmer vergleichsweise voll seien, warnte Hanebeck vor kurzfristigem Absatz- und Margendruck in diesem Bereich. Er hoffe aber für die zweite Jahreshälfte 2024 mit einer deutlich anziehenden Nachfrage.
Ein weiterer Belastungsfaktor für die Stimmung seien die zurückhaltenden Aussagen zur Nachfrage im Bereich Elektromobilität außerhalb Chinas, kommentierte DZ-Bank-Analyst Dirk Schlamp. Infineon bekräftigte für die Autozuliefersparte jedoch das Ziel eines Wachstums im niedrigen zweistelligen Prozentbereich und einer operativen Gewinnmarge von 25 bis 28 Prozent. Das Bestellvolumen bleibe voraussichtlich weitgehend stabil, sagte Firmenchef Hanebeck. "Denn die Hersteller kennen den strategischen Wert einer ausreichenden Halbleiterversorgung."
Infineon-Prognose kein Branchen-Ausreißer
Für das angelaufene Geschäftsjahr 2023/2024 rechnet Infineon nur noch mit einem Umsatz von 16 Milliarden Euro, plus/minus 500 Millionen Euro. Im vergangenen November hatte er noch eine Milliarde Euro mehr in Aussicht gestellt. Die Segmentergebnis-Marge, die bereinigte operative Rendite, werde voraussichtlich im unteren bis mittleren Bereich der Spanne von 20 bis 30 Prozent statt zwischen 24 und 27 Prozent liegen. Neben der mauen Konjunktur machte Infineon negative Wechselkurseffekte für die Prognosesenkung verantwortlich.
Die neuen Gesamtjahresziele lägen zwar unter den Markterwartungen, kommentierte Analyst Janardan Menon von der Investmentbank Jefferies. Die Entwicklung decke sich aber mit derjenigen der Konkurrenz, die abgesehen von Automobil-Chips ebenfalls eine schwache Nachfrage verbuche. Er werte daher Kursrücksetzer bei Infineon als Gelegenheit zum Einstieg.
Im abgelaufenen Quartal schrumpfte der Umsatz des Konzerns im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um sechs Prozent auf 3,7 Milliarden Euro und das Segmentergebnis um 25 Prozent auf 831 Millionen Euro. Die Segmentergebnis-Marge reduzierte sich von 28 auf 22,4 Prozent. Für das zweite Jahresviertel rechnet Infineon mit etwa 3,6 Milliarden Euro Umsatz und einer Segmentergebnis-Marge von etwa 18 Prozent. Analysten hatten im Schnitt mit Einnahmen von gut 4 Milliarden Euro und einer Marge von 22,9 Prozent gerechnet.
In Erwartung einer anziehenden Nachfrage hatte das Unternehmen in den vergangenen Wochen den Ausbau seiner Zusammenarbeit mit dem Auftragsfertiger GlobalFoundries und dem Zulieferer Wolfspeed angekündigt. Außerdem erweitert der Konzern sein Werk in Dresden und beteiligt sich an der dort geplanten Halbleiter-Fabrik des weltgrößten Auftragsfertigers TSMC.
Quelle: ntv.de, jwu/rts/DJ